Bildung:Bund-Länder-Offensive für Alphabetisierung

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Der Bund will die Zahl von etwa 7,5 Millionen „funktionalen Analphabeten“ in Deutschland in den nächsten Tagen spürbar senken. Foto: (Foto: Daniel Reinhardt/Illustration)

Berlin (dpa) - Mit einem 180-Millionen-Euro-Programm will die Bundesregierung in den nächsten zehn Jahren die Zahl von etwa 7,5 Millionen "funktionalen Analphabeten" in Deutschland spürbar senken.

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Berlin (dpa) - Mit einem 180-Millionen-Euro-Programm will die Bundesregierung in den nächsten zehn Jahren die Zahl von etwa 7,5 Millionen „funktionalen Analphabeten“ in Deutschland spürbar senken.

In dieser „Dekade der Alphabetisierung“ sollten mit einer gemeinsamen Kampagne von Bund und Ländern vor allem die oft unterentwickelten Lese- und Schreibfähigkeiten erwachsener Erwerbstätiger verbessert werden, sagte Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) in Berlin zum „Weltalphabetisierungstag 2015“. Mit der „erheblichen Steigerung“ der Gelder sollten unter anderem Alphabetisierungsprojekte gefördert sowie Kurskonzepte und Selbstlernmöglichkeiten geschaffen werden, erklärte Wanka.

Den bisherigen Aufwand des Bundes gegen Analphabetismus bezifferte Wanka auf gut 100 Millionen Euro zwischen 2000 und 2015. Doch leider liege Deutschland laut Studien im internationalen Maßstab bei der Lesekompetenz immer noch unter dem Durchschnitt. Nun setze man „das Thema ganz oben auf die bildungspolitische Agenda“, sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Brunhild Kurth (CDU). Trotz der zuletzt verstärkten Bemühungen um Analphabeten „sind wir mit dem Erreichten nicht zufrieden. Es haben schon Tausende an Kursen teilgenommen, die Zahl ist aber noch zu gering.“

Durch eine vom Bundesbildungsministerium geförderte Studie war 2011 bekanntgeworden, dass in Deutschland etwa jeder siebte Bürger zwischen 18 und 64 Jahren „funktionaler Analphabet“ ist. Diese Menschen können zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben, nicht jedoch zusammenhängende, auch kürzere Texte wie zum Beispiel eine schriftliche Arbeitsanweisung verstehen. Die Untersuchung der Uni Hamburg sei „sehr aufrüttelnd“ gewesen, sagte Wanka. Analphabetismus sei ein Problem in der Arbeitswelt, wo „die Prozesse komplexer und daher verlässliche Grundkompetenzen immer wichtiger werden“. Zudem komme jetzt bei Hunderttausenden Flüchtlingen ein noch nicht statistisch bezifferbarer Anteil von Analphabeten ins Land, so Wanka.

Die Bundesbildungsministerin verwies auf neue Selbstlernplattformen der Volkshochschulen (VHS). Damit solche Angebote auch für Flüchtlinge zu erreichen seien, würden sie Smartphone-tauglich gemacht. Wichtig seien innerhalb der Bund-Länder-Kampagne auch regionale Bündnisse von VHS, Schulen, Unternehmen und ehrenamtlichen Helfern in den Kommunen. „Ziel muss es sein, durch passgenaue Angebote die Hemmschwelle für die Betroffenen so niedrig wie möglich zu halten“, ergänzte Kurth. Wanka sicherte zu, neben verstärkter Lehrerbildung auch die Forschung zu dem Thema voranzutreiben - etwa zur Frage, warum Lesen und Schreiben verlernt werden könnten, wie es bei vielen „funktionalen Analphabeten“ mit Schulbildung offenbar der Fall sei.

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