Abitur:Wer braucht schon Lehrer?

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Impression aus dem diesjährigen Abitur in Niedersachsen. (Foto: dpa)

"Wissen heißt wissen, wo es geschrieben steht", hat Albert Einstein gesagt. Eine Abiturientin hat Antworten auf ihre Fragen im Internet gefunden - und sich danach auf charmante Weise bei der Bundeszentrale für politische Bildung bedankt.

Kürzlich im bayerischen Abitur, Fach Sozialkunde, mussten die Schüler unter anderem folgende Frage beantworten:

Erläutern Sie wesentliche Grundrechte zur Stellung des Individuums im politischen System der Bundesrepublik Deutschland!

Umfangreich, aber machbar, mag so mancher Alt-Abiturient denken. Doch wer nicht kürzlich seinen Abschluss gemacht oder wenigstens Politikwissenschaften studiert hat, würde mit vielen "Ähs" und "Hmms" gnadenlos an der Frage scheitern.

Ganz ähnlich wäre es wohl einer Neu-Abiturienten aus Hessen in ihrem gerade absolvierten Politik/Wirtschaft-Abitur ergangen. Denn gewiss hatten ihre Lehrer die Prüfungsthemen im Unterricht erläutert. Aber entweder waren sie nicht sonderlich gut darin oder die junge Frau hatte während besagter Schulstunden bessere Dinge zu tun, als sich mit Staatstheorie auseinanderzusetzen.

Zum Glück gibt es das Internet, mag sie sich später beim Lernen gedacht haben, und zum noch größeren Glück gibt es vertrauenswürdigere Quellen als Wikipedia. Die Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) zum Beispiel. Dort hat sich die Schülerin namens Theresa offenkundig beibringen lassen, was entweder ihre Lehrer oder sie selbst im Unterricht versäumt hatten. Und weil das gut geklappt hat, wollte sie nach ihrer Prüfung einfach mal "Danke" sagen:

Freilich ließe sich nun mal wieder das ganz große Schulfass aufmachen. Nach dem Motto: Die Kinder lernen ja in der Schule gar nichts mehr und die Lehrer sind sowieso alle faule und überbezahlte Taugenichtse. Aber da das erstens zumeist Quatsch und zweitens in diesem Fall nicht erwiesen ist, kann man sich das Aufwärmen der Naina-Diskussion ("Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann 'ne Gedichtsanalyse schreiben. In vier Sprachen") auch einfach sparen.

Und stattdessen sagen: Schön, dass es eine Bildungsinstitution wie die BpB gibt, in der jeder Cent an fließenden Steuergeldern gut angelegt ist. Denn ihre im Erlass von 2001 formulierte Aufgabe, "durch Maßnahmen der politischen Bildung Verständnis für politische Sachverhalte zu fördern", die erfüllt die Bpb ganz offensichtlich prächtig. Zudem haben die Social-Media-Verantwortlichen der Bundeszentrale auch noch ein wenig Humor. Nach ein paar Kleinkariertheiten anderer Facebook-Nutzer unter dem Beitrag schreiben sie: "Bevor es hier noch drei Mal kommt: Wer Rechtschreibfehler in Theresas Karte findet, darf sie behalten. Danke!"

Danke auch.

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