Ausländische Studenten:Fremd auf dem Arbeitsmarkt

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  • Vielerorts wird in Deutschland über Fachkräftemangel geklagt. Ausländische Uni-Absolventen tun sich dennoch laut einer aktuellen Studie schwer bei der Stellensuche.
  • Hürden beim Berufseinstieg sind demnach "fehlende berufliche Netzwerke und Erfahrungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt, aber auch unzureichende Deutschkenntnisse".

Von Roland Preuß

Sie gelten als ideale Zuwanderer, und Politiker reden seit Jahren davon, sie im Land halten zu wollen: ausländische Absolventen von deutschen Hochschulen. Nach ihrem Abschluss sind sie qualifiziert, sprechen oft gut oder sehr gut Deutsch - und die große Mehrheit will laut Umfragen zumindest vorübergehend bleiben. Doch viele dieser Absolventen scheitern daran, in Deutschland beruflich Fuß zu fassen.

Dies ist das Ergebnis einer Studie des Forschungsbereichs beim Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR), die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Demnach wollen fast 80 Prozent der Master-Studenten mit ausländischem Pass sich im Land niederlassen, tatsächlich aber sind es - je nach Umfrage - nur ein Viertel bis gut die Hälfte.

Studie der Bertelsmann-Stiftung
:Azubi mit Migrationshintergrund? Lieber nicht

Fast 60 Prozent der deutschen Ausbildungsbetriebe haben noch nie einen Lehrling mit Migrationshintergrund beschäftigt, besagt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung. Die Unternehmen sorgen sich vor allem um zwei Faktoren.

Eigentlich müsste die Gruppe für Unternehmen und Behörden hochinteressant sein: Vielerorts klagen sie über Fachkräftemangel, vor allem bei Akademikern aus technisch-naturwissenschaftlichen Fächern, Mathematikern und Informatikern. Bis zum Jahr 2020 erwarten die SVR-Forscher fast 240 000 internationale Absolventen, mehr als 40 Prozent von ihnen aus eben diesen Fächern. Sie könnten viele absehbare Lücken füllen. Dennoch finden viele der Akademiker aus dem Ausland keine passende Stelle.

Erfahrungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt fehlen

Laut der Studie liegt dies nicht an den bestehenden Gesetzen, diese seien "großzügig gestaltet". So hätten Absolventen 18 Monate Zeit für die Jobsuche in Deutschland, schreiben die Forscher des unabhängigen Sachverständigenrats. "Die Hürden, an denen internationale Absolventen beim Berufseinstieg scheitern, sind fehlende berufliche Netzwerke und Erfahrungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt, aber auch unzureichende Deutschkenntnisse", sagte die Direktorin des SVR-Forschungsbereichs, Cornelia Schu.

Die Studie untersucht die Unterstützungsangebote für Absolventen in Kanada, Schweden, den Niederlanden und Deutschland und leitet daraus Forderungen ab. So müssten Hilfen etwa in sogenannten Career Services der deutschen Hochschulen früher ansetzen. Insbesondere Kleinunternehmen sollten mehr um diese Absolventen werben, denn dies tun sie bislang kaum. Bund und Länder wiederum sollten Hilfsangebote für Studenten aus dem Ausland dauerhaft finanzieren, so wie dies in den anderen drei Ländern geschieht. Bisher existiert diese Hilfe oft nur als befristetes Projekt.

© SZ vom 10.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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