Zuwanderer in Bayern:Ausländerbeiräte nennen Probleme bei Integration

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Viele Probleme bei der Integration von Zuwanderern in Bayern sind nach Ansicht der Ausländerbeiräte durch die große Zahl von Flüchtlingen nicht entstanden, sondern erst sichtbar geworden. "Die Ankunft der Flüchtlinge hat wie ein Vergrößerungsglas gewirkt und Probleme, die schon da waren, richtig zu Tage treten lassen", sagte Mitra Sharifi, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte (Agaby). Als Beispiel nannte sie die geringe Zahl von günstigen Wohnungen, unbezahlbare Mieten in den Städten und die Förderung von fremdsprachigen Kindern in der Schule.

Bei vielen Themen fühlten sich inzwischen verschiedene Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausgespielt - nicht nur Deutsche und Flüchtlinge, sondern auch Ausländer, die schon länger im Land sind. "Auch unter anderen Migranten hören wir: 'Für die Flüchtlinge wird alles getan und für uns nicht'", sagte Sharifi. "Das beruht natürlich zum Teil auf falschen Annahmen, aber es kommt auch daher, dass alle nur noch über die Flüchtlinge sprechen." Die zuletzt entstandene Stimmung in der Bevölkerung sei jedoch für alle schädlich. "Wenn Rassismus wächst, kann sich niemand mehr integrieren", sagte Sharifi. Zweifellos müssten die Geflüchteten unterstützt werden. "Wir dürfen aber nicht vergessen, dass es auch andere Gruppen in der Gesellschaft gibt, die Unterstützung brauchen." Sharifi forderte, einen Teil der Maßnahmen und Förderungen weniger spezifisch zu organisieren, damit alle Betroffenen davon profitieren könnten. Beratungsstellen für die Anerkennung von Qualifikationen etwa würden derzeit nur für das Thema Flüchtlinge ausgeschrieben. "Die brauchen wir aber für alle."

Sharifi appellierte, die aktuelle Situation als Chance zu begreifen, "um die Infrastruktur so weiterzuentwickeln, dass unsere Gesellschaft in der Lage ist, mit Migration besser umzugehen und davon mehr zu profitieren". Hier habe Deutschland Nachholbedarf. Ihr Verband fordere seit 20 Jahren, ausländische Kinder in den Schulen besser zu integrieren. "Und jetzt wird plötzlich so getan, als wären die, die schon länger da sind, perfekt integriert und hätten die gleichen Chancen", sagte Sharifi. Vor allem fehle qualifiziertes Personal. Sie beobachte zwar viel Engagement in den Schulen - "aber wir sind strukturell noch nicht gut genug aufgestellt".

© SZ vom 19.12.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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