Winterwetter:Lawinengefahr vorerst gebannt

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Mitglieder der Lawinenkommission beobachten ständig den Schnee und schätzen die Lage ein. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Raitener dürfen zurück ins Dorf, Warnungen bleiben bestehen

Von Matthias Köpf, Schleching

Wie eine in aller Eile angeordnete und mehr oder weniger improvisierte Evakuierung ihrer Ortschaft aussieht, das wissen die rund 230 Einwohner von Raiten im Landkreis Traunstein seit dem Mittwoch. Wie die Sache beim nächsten Mal ablaufen sollte, hat ihnen das Landratsamt in Traunstein am späten Donnerstagabend auf einem Informationsblatt dargestellt und ihnen zugleich erlaubt, schon die Nacht auf Freitag wieder in ihren Häusern zu verbringen. Denn den Abgang einer wuchtigen Staublawine vom Gipfelbereich der Hochplatte, wie sie ihn nach einem Erkundungsflug mit dem Hubschrauber für möglich gehalten hatte, schloss die örtliche Lawinenkommission nach stundenlanger Beratung "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" aus.

Ungefähr 80 Raitener schliefen nach Angaben des Landratsamts schon in der Nacht auf Freitag wieder in ihren eigenen Häusern und Betten - bewacht von Polizisten, die eigentlich eine Rückkehr der Raitener auf eigene Faust verhindern und die Angst vor eventuellen Plünderungen hätten zerstreuen sollen. Die übrigen Einwohner verbrachten noch eine zweite Nacht meist bei Freunden und Verwandten in der näheren Umgebung und kamen im Lauf des Freitags zurück. Auch die ebenfalls aus dem Ort geholten Tiere sollten wieder in ihre Ställe gebracht werden. Die Entwarnung aus Traunstein gilt freilich nur unter Vorbehalt, die Flächen unmittelbar am Fuß der knapp 1600 Meter hohen Hochplatte dürfen weiterhin von niemandem betreten werden. Die rund 3,50 Meter hohe Schneedecke an dem steilen und lawinenträchtigen Osthang direkt unterhalb des Gipfels bleibt weiterhin unter Beobachtung. So behielt eine spezialisierte Gruppe der Bergwacht den Hang an den vergangenen Tagen vom Tal aus mit einem leistungsstarken Teleskop im Blick, ohne auf den übereinander gelegten Aufnahmen größere Verschiebungen zu erkennen. Die Lawinenkommission hatte sich am Donnerstag von einem Helikopter für einige Stunden am Berg absetzen lassen und mehrere Schneeprofile gegraben. Die Gefahr eines großen Lawinenabgangs hält sie zwar derzeit für äußert unwahrscheinlich. Je nach weiterer Wetterlage könnte die Gefahr aber in den kommende Wochen wieder so akut werden, dass das Landratsamt abermals evakuieren lässt - dann ganz nach Plan und Infoblatt, wie es am Freitag aus dem Landratsamt hieß.

Nur im Landkreis Traunstein und im Berchtesgadener Land galt auch am Freitag noch der Katastrophenfall, die Lage entspannte sich aber weiter. Vor allem letzte Dächer sollten noch von der Schneelast befreit werden. Alle größeren Orte und auch die Winklmoosalm nahe Reit im Winkl waren wieder erreichbar. Die meisten Straßensperrungen sind aufgehoben, die Skilifte sind in Betrieb. Die Lawinengefahr gab der Lawinenwarndienst am Freitag mit Stufe zwei und in den höheren Lagen im Allgäu, im Werdenfelser und im Berchtesgadener Land mit Stufe drei von fünf an. Die Lage werde sich an den kommenden kalten und sonnigen Tagen weiter bessern.

© SZ vom 19.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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