Winterspiele 2018: DAV gespalten:Olympischer Spagat

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Zwischen Spitzensportverband und Umweltorganisation: Die Mitglieder des Alpenvereins sind uneins über die Winterspiele. Vor allem an der Basis regt sich nun Ärger.

Christian Sebald

Der Deutsche Alpenverein (DAV) und der Landesbund für Vogelschutz sind die beiden letzten Umweltverbände, welche die Münchner Bewerbung für die Olympischen Winterspiele unterstützen. Aber während der Vogelschutzbund zunehmend hin und her gerissen ist, ob er weiter in der Umweltkommission mitarbeiten soll, positioniert sich der Alpenverein in jüngster Zeit sehr eindeutig für die Bewerbung.

Münchens Olympia-Bewerbung sorgte schon vielerorts für Wirbel - nun regt sich beim Alpenverein interner Ärger: Die Mitglieder an der Basis sind nicht mit der Entscheidung der Vereinsspitze einverstanden, die Winterspiele zu unterstützen. (Foto: Stephan Rumpf)

"Die Arbeit in der Fachkommission Umwelt ist nach anfänglichen Schwierigkeiten in den letzten Wochen durchaus erfolgreich verlaufen", sagt DAV-Interimspräsident Ludwig Wucherpfennig. "Wir sind mittlerweile der Überzeugung, dass München 2018 bei den Spielen selbst, wie bei den Umweltprojekten Maßstäbe für die Durchführung umweltverträglicher Winterspiele setzen kann."

An der Basis sehen viele das ganz anders. Das ist jetzt auf einer Naturschutz-Tagung des DAV just in Garmisch-Partenkirchen deutlich geworden. "Unser Engagement für die Winterspiele steht in krassem Widerspruch zu unserem Grundsatzprogramm", sagt beispielsweise Franz Mettal, der sich seit Jahrzehnten im DAV für den Umwelt- und Naturschutz engagiert.

"Dort ist nicht nur festgelegt, dass wir uns an Sportwettkämpfen nur dann beteiligen, wenn dafür keine Neubauten nötig sind. Sondern zum Beispiel auch, dass wir Beschneiung nur punktuell akzeptieren, etwa wenn sie zur Beseitigung besonderer Gefahrenstellen unumgänglich ist. Die Realität bei Olympia 2018 sieht aber doch schon jetzt völlig anders aus."

Andere fühlen sich von der Verbandsspitze überrollt. "Wir an der Basis sind doch überhaupt nicht gefragt worden, was wir von Olympia 2018 halten", sagt Norbert Mitter von der Sektion Bad Kissingen, "geschweige denn, dass uns unser Verband über die Planungen informiert hat." Das Misstrauen der umweltbewegten Mitglieder - gleich ob sie nun in Nordrhein-Westfalen daheim sind oder in den Bergen - gipfelt in der Unterstellung, mit ihrem Einsatz für Olympia wolle die Vereinsspitze einzig Wettkampfklettern als olympische Disziplin etablieren.

"Bergtour 2018"

Da können dann Hauptamtliche wie Bergsport-Chef Wolfgang Wagner noch so entschieden widersprechen - die Naturschutz-Tagung zeigte vor allem eins: Der Spagat des Alpenvereins zwischen Spitzensportverband, Servicestelle für die Mehrheit seiner Mitglieder und anerkannter Umweltorganisation, die er ja auch sein will, wird immer größer.

Zumindest bisher wird darüber freilich nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen. Umso mehr haben dafür Bergsport-Chef Wagner und andere Hauptamtliche in Garmisch die 18 Umwelt-Leitprojekte gerühmt, die im Fall einer erfolgreichen Olympia-Bewerbung mit Millionenaufwand umgesetzt werden sollen. Eines, für das sich der Alpenverein besonders eingesetzt hat, heißt "Bergtour 2018".

Es soll den Bergsport - gleich ob es um Wandern, Klettern, Mountainbiken, Gleitschirmfliegen oder Skibergsteigen geht - und den Tourismus in den bayerischen Bergen "naturverträglich und nachhaltig weiterentwickeln".

© SZ vom 27.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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