Wiesn-Wirt Schottenhamel:Rauchverbot - "Frauen sind deutlich uneinsichtiger"

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Mit dem Münchner Kindl auf dem Holzfass: Wiesn-Wirt Michael Schottenhamel über seine Kindheit im Festzelt, die erste Tracht - und renitente Raucherinnen.

Birgit Kruse

Gerade hat die Band zu spielen begonnen und die ersten Gäste, die sich rund um die Kapelle platziert haben, jubeln und klatschen. Es dauert nicht lange, bis die ersten auf den Bänken stehen und mitsingen. Derzeit wird es in dem kleinen Gang an der Seite des Zeltes immer enger. In einer langen Schlange stehen hier diejenigen, die sich ihre Tischreservierungen abholen.

Als Bub saß er mit dem Münchner Kindl auf dem Holzfass - heute ist er, zusammen mit seinem Cousin Christian, der Chef im ältesten Zelt auf dem Oktoberfest: Michael Schottenhamel. (Foto: Johannes Simon)

Mittendrin steht ein Mann Anfang 50. Die Krawatte sitzt korrekt, das Hemd strahlt weiß hervor unter der feinen Trachtenjacken. Fast schüchtern guckt er vom Ende des Ganges auf das Treiben. Doch schüchtern ist der Mann mit den freundlich aufgeweckten Augen nicht. Michael Schottenhamel ist seit diesem Jahr, gemeinsam mit seinem Cousin Christian, Chef im ältesten Zelt auf dem Oktoberfest.

sueddeutsche.de: Herr Schottenhamel, seit 40 Jahren arbeiten Sie auf der Wiesn und haben hier im Zelt schon fast jeden Job gemacht. Welcher hat Ihnen besonders Spaß gemacht?

Michael Schottenhamel: Das ist zwar schon lange her. Doch am besten hat mir gefallen, als Vertretung an der Küchenkasse zu sitzen.

sueddeutsche.de: Weil da das Geld zusammenkommt?

Schottenhamel (lacht): Nein. Weil man dort sehr konzentriert arbeiten muss und gleichzeitig viel Verantwortung hat. Das macht Spaß. Hier kommen die Bedienungen vorbei und lösen ihre Bons ein. Wenn da am Abend bei der Abrechnung was nicht stimmt, ist das Geschrei groß.

sueddeutsche.de: In vier Jahrzehnten erlebt man so einiges auf der Wiesn. Was war denn Ihr schönstes Erlebnis, das Sie mit dem Oktoberfest verbinden?

Schottenhamel: Mein schönstes Erlebnis hatte ich als Kind mit sieben oder acht Jahren. Damals durfte ich beim Anstich neben dem Münchner Kindl oben auf dem Holzfass sitzen. In jenem Jahr habe ich auch meine erste Tracht bekommen. Bis auf den grünen Trachtenhut, den ich tragen musste, fand ich sie total fesch. Und während unten der Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel beim Anzapfen war, war meine größte Sorge, dass ihm meine Füße, die vom Faß hingen, nicht im Weg waren. Völlig unbegründet. Ich war damals viel zu klein. Aber am nächsten Tag war ich mächtig stolz, als das Bild in der Zeitung gesehen habe.

sueddeutsche.de: Verraten Sie uns Ihr Geheimnis, wie sie 17 Tage lang fit bleiben?

Schottenhamel: In der Woche vor der Wiesn schone ich mich, schlafe viel und achte darauf, dass ich keine Erkältung bekomme. Das wäre das Schlimmste. Vor allem der Einzug ist ein kritischer Moment. Auf dem Wagen kann es schon recht kalt werden. Und auch während der Wiesn kommt es auf die richtige Kleidung an. Am besten sind Schichten, die man je nach Temperatur an- und ausziehen kann.

sueddeutsche.de: Haben Sie überhaupt Zeit, die Wiesn als Privatmann zu genießen?

Schottenhammel: Auf alle Fälle. Das möchte ich mir nicht entgehen lassen. Am ersten Wiesnsonntag treffe ich mich am Nachmittag mit Freunden im Zelt und wir feiern.

sueddeutsche.de: Dann wissen Sie doch sicher auch, was der beste Platz in Ihrem Zelt ist.

Schottenhamel: Ja. Ich sitze am liebsten auf einer der Tribünen. Von hier aus hat man nicht nur den besten Blick ins Zelt. Wenn man an der Fensterseite sitzt, kann man auch den Blick über die Theresienwiese genießen. Das mag ich besonders gern.

sueddeutsche.de: Ihr Tipp: Wann ist die schönste Zeit auf der Wiesn?

Schottenhamel: Eine schönste Zeit kann ich Ihnen gar nicht nennen. Es gibt so viele. Die Atmosphäre beim Anstich am ersten Tag ist einzigartig. Ebenso wie der Trachtenzug am Sonntag. Beim Platzkonzert unter der Bavaria können Sie eine gewaltige Stimmung erleben, die voller Emotionen steckt. Und dann gibt es noch die ruhigen Momente, die ich sehr genieße.

sueddeutsche.de: Ruhe auf der Wiesn, gibt's das?

Schottenhamel: Oh ja. Wenn man mittags mit einem Wiesnhendl und einer frischen Maß Bier in der Sonne vor einem Zelt sitzt. Das ist eine Atmosphäre, wie es sie in der ganzen Stadt nicht gibt. Und wenn ich später am Abend durch das Zelt gehe und sehe, dass die Gäste glücklich sind, das sind schöne Momente.

sueddeutsche.de: Und wie schön finden die Gäste die Momente, wenn sie zum Rauchen vor die Türe müssen?

Schottenhamel: Die Gäste hat das Rauchverbot im Zelt kaum gestört. Wer rauchen will, erhält vom Ordner eine Wiedereinlasskarte. So gewährleisten wir, dass die Leute auch wieder reinkommen.

sueddeutsche.de: Und da gibt es keine Diskussionen mit Gästen?

Schottenhamel: Doch, die gibt es schon. Wir haben unsere Bedienungen im Vorfeld geschult, wie sie mit den Gästen umgehen sollen, die im Zelt rauchen wollen. Und zu unserer eigenen Überraschung mussten wir feststellen, dass in Einzelfällen Frauen deutlich uneinsichtiger waren als die Männer - unabhängig vom Alkoholpegel.

sueddeutsche.de: Sebastian Frankenberger hat in einigen Münchner Kneipen Hausverbot. Selbst hat er gesagt, dass er ein Jahr lang in kein Bierzelt gehen will. Würden Sie ihn empfangen?

Schottenhamel: Aber sicher. Mit seinem Auftritt beim Schichtl, wo er sich für sein Volksbegehren hat köpfen lassen, hat er Humor bewiesen. Und den haben wir auch.

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