Weniger Züge in Ohlstadt:Bahn hängt Gemeinde ab

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Die Deutsche Bahn hat neue Elektro-Triebzuege vorgestellt - auch für das neue Werdenfelsnetz. Ohlstadt hat davon aber erstmal nichts. (Foto: Johannes Simon)

Ist das die Rache der Deutschen Bahn? In Ohlstadt halten künftig viel weniger Züge, weil die oberbayerische Gemeinde bestimmte Umbaumaßnahmen am Bahnsteig ablehnt. Der Bürgermeister spricht von einer "Retourkutsche".

Von Tina Baier

Als Anton Fischer, Bürgermeister der kleinen Gemeinde Ohlstadt im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen, den neuen Winterfahrplan der Deutschen Bahn studierte, konnte er erst gar nicht glauben, was da stand. Vom 15. Dezember an werden jeden Tag neun Züge, die jetzt noch in Ohlstadt halten, an der Gemeinde vorbeirauschen. Ein versprochener neuer Zug wird gar nicht erst eingesetzt. "Die Züge werden an jedem kleinen Bahnhof halten, nur in Ohlstadt nicht mehr", sagt Fischer (Neue Liste Ohlstadt).

Unter anderem falle der "Schulzug" um 7.37 Uhr aus, mit dem die Schüler der Mittelschule in Oberau fahren. "Um pünktlich in die Schule zu kommen, müssen die Kinder jetzt schon um 6.59 Uhr fahren", sagt Fischer. Sie sind dann um zehn nach sieben in Oberau und müssen eine halbe Stunde in der Kälte warten, bis die Schule um viertel vor acht öffnet. Für Fischer ist klar: "Das ist eine Retourkutsche."

Die Gemeinde Ohlstadt hat sich nämlich den Plänen der Deutschen Bahn widersetzt, die Bahnsteige für Gleis 1 und Gleis 2 einige Hundert Meter nach Süden, weg vom Bahnhofsgebäude zu verschieben. Auch ein Fußgängerübergang von einem Gleis auf das andere sollte etwa 450 Meter vom eigentlichen Bahnhof entfernt gebaut werden. "Das ist nicht fahrgastfreundlich", sagt Fischer. Außerdem bestehe die Gefahr, dass Schüler, die es eilig haben, einfach über die Gleise rennen und sich dabei in Gefahr begeben.

Warten auf den Umbau

"Wir haben dem Bürgermeister schon im Mai gesagt, dass Züge ausfallen werden, wenn die Gemeinde den Baumaßnahmen nicht zustimmt", sagt Hedwig Schubert, Bereichsmanagerin der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Die Umbauten wären aus ihrer Sicht notwendig gewesen, um das neue Werdenfelsnetz nicht zu gefährden, das am 15. Dezember in Betrieb geht. Von diesem Tag an soll es in der Region schnellere Verbindungen geben.

Damit die Züge bei Ohlstadt reibungslos und schneller fahren können, hätten die Bahnsteige verlegt und eine Kurve abgeflacht werden müssen, sagt Schubert. "Wir können nur den Fahrplan legen, der auch fahrbar ist." Die Fahrplanänderungen für Ohlstadt würden deshalb so lange gelten, bis umgebaut ist.

"Die Gemeinde muss sich durchringen, den Plänen zuzustimmen", sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn AG, die für diese Bauarbeiten zuständig ist. "Für uns kommt keine andere Variante infrage." Die Ohlstädter wollen aber so schnell nicht aufgeben. Demnächst werden 40 Beschwerdebriefe im bayerischen Verkehrsministerium in München eingehen, die empörte Eltern betroffener Mittelschüler verfasst haben.

© SZ vom 20.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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