Vandalismus in Kirchen:Jesus ohne Arme und Beine

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Reaktion auf den Missbrauchsskandal? Auffällig oft wurden christliche Symbole in katholischen Kirchen in Bayern geschändet. Das Landeskriminalamt ermittelt.

Patrizia Barbera

In bayerischen Kirchen sind in den vergangenen Tagen auffällig oft christliche Symbole beschädigt und zerstört worden. Einer goldenen Jesusfigur wurden Arme und Beine abgeschlagen, eine Märtyrer-Reliquie wurde zerstört, Gebetsbücher, eine Altardecke und Glockenseile angezündet. Offen ist, ob die Zerstörungswut von der Berichterstattung über die Missbrauchsfälle in katholischen Einrichtungen ausgelöst wurde. Das bayerische Landeskriminalamt ermittelt.

"Angriff auf christliche Werte"

In Abensberg in Niederbayern richtete sich der Hass gegen eine Christusfigur. Arme und Beine der Figur wurden abgeschlagen; die Gemeindemitglieder sind entsetzt. Kirchenpfleger Sebastian Alkofer spricht von einem "Angriff auf die christlichen Werte und Tugenden".

Die Kirchengemeinde hat eine Belohnung von 150 Euro für Hinweise auf die Täter ausgeschrieben und will diese gegebenenfalls noch erhöhen. "Wir tun alles, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen", sagte Alkofer zu sueddeutsche.de.

Kaplan Michael Hirmer sieht keinen Zusammenhang zwischen den jüngst aufgedeckten Missbrauchsfällen der katholischen Kirche und der Schändung. "So etwas ist schon öfter in unserer Umgebung vorgefallen, auch schon vor dem Missbrauchsskandal", sagte er im Gespräch mit sueddeutsche.de.

Märtyrer-Reliquie Bein ausgerissen

Die Gemeinde Dinkelsbühl in Mittelfranken trifft die Zerstörungswut der unbekannten Täter besonders hart: Der Schaden beläuft sich auf mehr als 20.000 Euro. Zerstört wurde die Reliquie des Märtyrers Aurelius. Die Gebeine des unter Kaiser Nero enthaupteten Märtyrers liegen seit 1747 in Dinkelsbühl.

Die unbekannten Täter zerrten das Skelett aus dem Schrein, rissen ihm ein Bein aus und nahmen es mit. Die örtliche Polizei hat die Ermittlungen an das bayerische Landeskriminalamt übergeben.

Ein weiterer Zerstörungsfall hat sich in der Filialkirche St. Hartmann in Oberpolling bei Passau ereignet. Unbekannte zündeten Glockenseile, Gebetsbücher, Sitzkissen und eine Altardecke an und warfen Altarkerzen in Bleiglas-Fenster. Der Schaden beläuft sich auf mehr als 5000 Euro, berichtet die Abendzeitung.

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