Unter Bayern:Zwei Zentner Schönheit

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Einfach nur mit Fingerfarben malen, geht nicht mehr. Wenn schmieren in bunt, dann aber mit Lerninhalt. (Foto: dpa)

Der Benediktinerpater Anselm Grün hält am Montag in Oberammergau einen Vortrag über Schönheit. Die ist sehr ungleichmäßig übers Land verteilt

Von Hans Kratzer

Der Benediktinerpater Anselm Grün, der dem Abbild von Gottvater immer ähnlicher wird, spricht am Montag in Oberammergau über das Thema Schönheit. Das ist kein Zufall, schließlich wird die Attraktivität der Oberammergauer Frauen ja auch von der Bibel genährt. Vermutlich kommt die Oberammergauerin dem Schöpfungsideal von allen bayerischen Frauen am nächsten. Leider hat es der liebe Gott bei den Gebirglerinnen mit der Kropfbildung etwas übertrieben. Ansonsten sind es reizende Geschöpfe, deren Aura durch einen Zug ins Herbe noch verstärkt wird. Ihre kräftigen Stimmen machen sie für den Gesang sehr tauglich. Nicht einmal der Zigarettenfreund Christian Stückl schafft es, ihre Kehlen beim Passionsspiel auszuräuchern.

Jenseits von Oberammergau ist jedoch festzustellen, dass sich Gott bei der Verteilung der Schönheit nicht recht entscheiden konnte. Ob er an jenem Tag launisch war, wird uns Anselm Grün sicherlich erläutern, vorab stellen wir fest: Es ist ein Durcheinander. Die Frauen in der Rosenheimer Gegend glänzen durch dunkle Stimmen. Das macht sie für das Amt des Ministerpräsidenten vielleicht eher tauglich als die Piepsstimmenriege der Opposition. Für Niederbayern und die Oberpfalz, wo sich Anselm Grün vermutlich nicht so gut auskennt, besitzen wir zum Glück das Zeugnis des Benediktiner-Novizen Johann Pezzl, auch er ein vorzüglicher Analyst weiblicher Schönheit. Allerdings wird seine Behauptung, die Mädchen von Straubing seien schön, hätten aber etwas weniger Fett als die Passauerinnen und etwas mehr Geist, wohl zensiert werden, wenn die Gleichstellungsstelle der Uni Passau davon erfährt.

Karl Valentins Credo, die Schönheit einer Frau gehe erst bei zwei Zentnern an, gilt in München längst nicht mehr. Dort setzen Models die Maßstäbe, wenngleich sie von geißenhafter Blond- und Dürrheit geplagt und von Friseuren entstellt sind. Beim Anblick solcher Schönheiten kam der Kabarettist Rolf Miller zu dem Schluss: "Die meischde Fraue verhüde mim Gsicht!" Höchste Zeit, dass er sich einmal in Oberammergau umschaut. Der Karikaturist Ernst Maria Lang schwärmte einmal über die dortigen Frauen: "Als ich jung war, hätte ich mich für sie sofort in schmale Streifen schneiden lassen."

© SZ vom 18.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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