Unter Bayern:Mund auf, Mund zu,  blubb blubb

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Was hat eigentlich Markus Söder mit einem Karpfen gemeinsam? Hauptsache, der Mund wackelt!

Von Franz Kotteder

Was Kreativität angeht, lassen sich die Bayern mittlerweile von niemandem mehr den Schneid abkaufen. Hieß es früher zum Beispiel, der Bayer sei von Natur aus eher maulfaul, so lässt sich das heute auf das Schönste widerlegen. Tatsächlich gibt es jede Menge Bayern, von denen sich sagen lässt: Hauptsache, der Mund wackelt!

Aber auf Markus Söder kommen wir erst später. Eigentlich geht es hier jetzt nämlich um Marketing-Maßnahmen. Da erreichte uns dieser Tage die frohe Botschaft, dass man keineswegs zum "Whale Watching" nach Alaska fahren müsse, um ein grandioses Naturschauspiel zu erleben. Es reiche vollkommen aus, wenn man stattdessen in den neuen Erlebnispark "Wasser-Fisch-Natur" bei Wackersdorf komme. Dort könne man nämlich durch spezielle, knapp über der Wasseroberfläche angebrachte Linsen der Tätigkeit des "Karpfen-Schauens" nachgehen. Man fühlt sich da doch sofort an die von Gerhard Polt erfundenen Trendsportarten Fresh-Air-Snapping und Mushroom-Searching erinnert und möchte unverzüglich ins Oberpfälzer Seenland aufbrechen. So funktioniert eben Regionalmarketing: Kleiner denken! Wo andere vom Surfen vor der Küste von Malibu schwärmen, hängt der Grafenrheinfelder halt seine Haxen in ein Fußbadewanndl. Und der Tittmoninger fährt nicht nach Wellington in Neuseeland, sondern begnügt sich mit Bungeejumping von der Haushaltsstehleiter. Auch was Schönes.

Wie gesagt: Kleiner denken!, lautet die Devise, und nicht: kleinlicher denken! Womit wir jetzt wundersamerweise doch wieder bei Markus Söder angekommen sind. Der haut nicht nur alle drei Tage ungefragt die Griechen aus dem Euro raus, sondern kam jetzt auch auf die pfiffige Idee, Asylbewerbern das Taschengeld von 140 Euro zu streichen, weil das in Kosovo einem Monatslohn entspreche. Dem Mann ist halt kein Vorschlag zu billig, wenn es darum geht, auch noch solche Wählerstimmen einzusammeln, vor denen es anständigen Menschen normalerweise graust. Da kennt er nichts. Andererseits haben einfache Lösungen auch was für sich, und man fragt sich: Was hätte man dem Söder seinerzeit alles streichen müssen, um zu verhindern, dass er in die Politik geht? Das Taschengeld hätte da wohl kaum gereicht.

© SZ vom 11.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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