Unter Bayern:Lachstatar und Leberwurst

Lesezeit: 1 min

Dass früher alles besser war, glaubt ja heutzutage kaum noch jemand. Aber ein paar Dingen halten die Bayern doch ganz gerne fest. An Presssack statt Pancake zum Beispiel

Kolumne von Katja Auer

Den Bayern, speziell denen vom Land, wird eine große Traditionsliebe zugeschrieben, manche nennen es auch Beharrungsvermögen oder schlicht Starrsinn. Die CSU zum Beispiel hat mit ihrem Narrativ des Bewahrens jahrzehntelang Wahlen gewonnen, auch wenn es inzwischen ein bisschen mehr Laptop als Lederhose sein dürfte, wenn das schnelle Internet endlich überall funktionieren würde. Die Lesart, dass jenes durchaus Vorteile mit sich bringt, hat sich weitgehend durchgesetzt, eine gewisse grantlerische Skepsis freilich immer eingeschlossen.

Die gehört dazu, weil früher alles besser war, so will es die Legende, auch wenn an der niemand mehr ernsthaft festhält. Wer einmal Joseph Vilsmaiers "Herbstmilch", basierend auf den Lebenserinnerungen der niederbayerischen Bäuerin Anna Wimschneider, gesehen hat, der mag sich die gute alte Zeit nicht zurückwünschen. Der Anna Wimschneider hätte man umgekehrt ein paar Errungenschaften der späteren Zeit gewünscht, einen gescheiten Bulldog zum Beispiel oder ein paar Wochen Urlaub. Wellness vielleicht sogar, das lässt sich inzwischen ganz wunderbar in Niederbayern erledigen, "wo kaum oana an Urlaub bucht, do muss Di eher hi verschlong", wie Hannes Ringlstetter in seiner wunderbaren Hymne an den Landstrich singt. Doch dort gibt es längst Vier- und Fünf-Sterne-Hotels mit Saunalandschaften und Infinity-Pools, wo früher Wirtshäuser mit ein paar Fremdenzimmern waren. In den zugehörigen Tiefgaragen reihen sich die teuren Autos mit Kennzeichen von weiter und gar nicht so weit her aneinander.

Den Wagen muss natürlich niemand selber parken, so gehört sich das ab einer gewissen Preisklasse. Aber da bleiben die Männer, vor allem die mit erkennbar einheimischen Zungenschlag skeptisch. Könnte ihnen ja einer das Auto "zammfahrn", da parken sie lieber selbst. Haben sie immer so gemacht. Die Hoteliers beweisen Verständnis, beim Parken wie beim Frühstück, wo zwischen aufgeschnittenen Südfrüchten, Lachstatar und Pancakes mit Ahornsirup, immer ein paar Radl Leberwurst und dick aufgeschnittener Presssack zu finden sind. Und zum Salatbuffet am Nachmittag gibt's Bratwürste. Völlig wurscht ob aus Tradition oder Starrsinn.

© SZ vom 22.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: