Unter Bayern:Kein Entkommen

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Es wird schwer sein, dem Wahlkampf auszuweichen, obwohl auch die CSU mal eine Sommerpause verdient hätte. Wie wäre es mit Rimini?

Kolumne von Katja Auer

Der Sommer ist da, gefühlt heuer schon seit April, aber jetzt ganz offiziell, weil bald Ferien sind, große Ferien, und die Leute wochenlang in den Urlaub fahren. Früher war das außergewöhnlich, die lange Fahrt nach Rimini, für andere schon die kürzere aus der Oberpfalz nach Gstadt am Chiemsee, heute ist der Zauber des Besonderen ein bisschen geschwunden und der Sommerurlaub einer von mehreren im Jahr. Trotzdem geht es dann eine Zeitlang ruhiger zu, Sommerpause, Betriebsurlaub, das Land räkelt sich in der Sonne.

Der Landtag hat auch schon Sommerpause, nur der GBW-Untersuchungsausschuss tagt unermüdlich weiter, weil nur noch ein paar Wochen bleiben bis zum Ende der Legislaturperiode, und bis dahin muss ein Ergebnis her.

In den Redaktionen wird es ruhiger, und weil normalerweise wenig passiert in diesen trägen Augusttagen, könnte man endlich mal was über Freibäder schreiben oder über die soziokulturelle Funktion des Eismannes oder über die Bedeutung der Schnupftabakdose im Wandel der Zeit. Könnte, wohlgemerkt, weil in diesem Jahr alles anders ist. Die Landtagswahl steht bevor, deswegen macht die CSU keine Ferien, das Land muss schließlich überzeugt werden davon, dass die Normalität einer Koalitionsregierung für Bayern keine Option ist, weil Bayern eben nicht normal ist. Momentan schaut es allerdings danach aus, als ob die Bayern sehr wohl normal sein möchten, deswegen wird Ministerpräsident Markus Söder bis zum 14. Oktober in jedem ihm zugänglichen Bierzelt auftauchen und das Gegenteil propagieren. Es gibt kein Entkommen, der Wahlkampf ist allgegenwärtig.

Dabei wäre es so angenehm, mal zwei, drei Wochen gar nichts zu hören. Keine unanständigen Sätze über Flüchtlinge, keine populistischen Versprechen, keine halbherzigen Rechtfertigungen, keine Schuldzuweisungen an Parteifreunde, politische Gegner, Journalisten. Einfach nichts. Das wär doch was: Zwei Wochen Urlaub für Kabinett und CSU-Spitze, lieber in Rimini als am Chiemsee, der Entfernung wegen. Die Bürger könnten ins Freibad gehen oder auch ins Bierzelt, Eis essen, den Sommer genießen. Und wir schreiben derweil was Schönes über Schnupftabakdosen.

© SZ vom 21.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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