Unter Bayern:Frauen an der Macht

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Hinter einem erfolgreichen Mann steht immer eine starke Frau - so weit der Volksmund. Und über die Jahrhunderte war es auch so: Wollte eine Frau politisch Einfluss nehmen, ging das nur über den Umweg Mann. Ob sich das in Bayern ändern könnte? Mei, wohl eher nicht so schnell

Kolumne von Katja Auer

Die wahrlich historische Dimension dieser Woche ist völlig verkannt worden vor lauter Seehofer-Abschied und Söder-Ankunft. Denn dazwischen spielte sich das wirklich Bemerkenswerte ab, dazwischen wurde Bayern zweieinhalb Tage von einer Frau gelenkt. Von zweien sogar, von Landtagspräsidentin Barbara Stamm "nach außen", wie es so schön heißt, und von Vize-Ministerpräsidentin Ilse Aigner innendrin. Wäre also etwa Hilda Heine, die Präsidentin der Marshallinseln zu einem spontanen Staatsbesuch vorbeigekommen, hätte sie wohl Barbara Stamm empfangen. Hätten zur Feier desselben die Flaggen auf den öffentlichen Gebäuden gehisst werden sollen, wäre das wiederum von Ilse Aigner erlassen worden.

Und doch lag es an einem Mann, nämlich an Horst Seehofer und dessen Rücktritt, dass die Frauen überhaupt das Sagen hatten. So war es immer in Bayern, politischen Einfluss mussten sich die Frauen durch einen Mann verschaffen. Per Heirat zum Beispiel. Wie Prinzessin Henriette Adelaide aus dem Haus Savoyen, die 1650 mit dem bayerischen Thronfolger Ferdinand Maria vermählt wurde und so zur Kurfürstin wurde. Ob der alleine auf die Idee gekommen wäre, die Theatinerkirche zu bauen und Schloss Nymphenburg, beides heute stadtbildprägend für München, ist nicht ausgemacht. Oder Bayreuth. Das wäre vielleicht immer noch das Bauerndorf, als das es der späteren Markgräfin Wilhelmine erschien, hätte die nicht 1731 den Erbprinzen Friedrich geheiratet und dort ein wenig Kultur eingeführt.

Nochmal fast 250 Jahre hat es gedauert, bis Mathilde Berghofer-Weichner als erste Frau ins bayerische Kabinett berufen wurde. Immerhin musste sie nicht einheiraten. Der Frauenanteil hat sich seitdem marginal verbessert, eine Regierungschefin allerdings ist in Bayern zurzeit so wahrscheinlich wie zu den Zeiten der Wittelsbacher. Die zweieinhalb Tage sind rum, der nächste Mann ist gewählt. Der zumindest hat angekündigt, seine Amtszeit auf zehn Jahre begrenzen zu wollen. Das wäre 2028, dann ist vielleicht sogar Bayern bereit für eine Frau an der Spitze. Wenn die Wähler sich nicht schon im Herbst für eine entscheiden.

© SZ vom 17.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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