Unter Bayern:Es lebe die Oberpfalz!

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Die Schlösser und Könige kommen meist aus Oberbayern, doch auch die Oberpfalz sollte man nicht unterschätzen

Von Katja Auer

Den Oberpfälzern ergeht es unter den Altbayern manchmal so wie dem Barden Troubadix unter den Galliern: So richtig ernst nimmt ihn keiner und wenn er zu seiner speziellen Art der Lautäußerung ansetzt, verdrehen alle die Augen. Die Helden sind stattdessen ein kraftstrotzender Haudrauf, wie er durchaus auch in Oberbayern vorkommt, und sein bauernschlauer Kumpel, im Naturell den Niederbayern nicht ganz unähnlich, die allein genug sind, um das Volk der Gallier zur repräsentieren.

Nun ist zwar kein Oberbayer jemals in einen Kessel mit Zaubertrank gefallen, zumindest lässt sich dies nicht stichhaltig belegen, ihr Selbstbewusstsein allerdings mindert das keineswegs. Das kann freilich daher rühren, dass die Landschaft zugegebenermaßen recht ansehnlich ist und noch dazu der vielgeliebte Bayernkönig seine Schlösser ausgerechnet in die Alpenkulisse bauen musste und auf eine Chiemsee-Insel statt auf den Rauhen Kulm oder zwischen die Tirschenreuther Fischweiher. Der Charme der Oberpfalz kommt indes nicht so aufdringlich daher, es braucht eine Weile, bis er sich einem auftut. So viel Zeit hat Ludwig II. offenbar nie im Stiftsland verbracht oder im Oberpfälzer Wald.

Nun hatten die Oberpfälzer lange keinen, den sie vorschicken konnten, um für ihren Landstrich zu werben; die Könige erst und dann die Ministerpräsidenten waren zumeist Oberbayern. Und Alfons Goppel, in Regensburg geboren, war ein so beliebter Landesvater, der noch dazu seinen Wohnort mehrmals gewechselt hatte, dass ihn alle Bayern für sich reklamierten. Man hätte die Oberpfalz also einfach vergessen können da drüben im Osten oder an die Tschechen abtreten, deren Sprache in ungeübten Ohren nicht minder fremd klingt als das Oberpfälzische. Stattdessen haben sich in Windischeschenbach ein paar Herren zusammengetan, den Ruf ihrer Heimat zu verteidigen. Zumeist geht es bei der Altneihauser Feierwehrkapell'n gegen die Franken, aber eigentlich sind alle gemeint, die den Regierungsbezirk im Osten nicht angemessen würdigen. In ihrer Musikalität gleichen sie dabei dem gallischen Barden Troubadix, aber ihr Begehr ist dennoch ehrenhaft. Zumal anzunehmen ist, dass der nächste Ministerpräsident wieder kein Oberpfälzer sein wird.

© SZ vom 25.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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