Unter Bayern:Die Armee der Rüpel

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Altöttings Landrat Erwin Schneider ist bei der Eröffnung der A94 mit schlechtem Beispiel voran gegangen

Kolumne von Hans Kratzer

Nachdem der Altöttinger Landrat Erwin Schneider (CSU) neulich die Protestierer auf der neuen Autobahn im Isental als Arschlöcher tituliert hatte, erheischte er selbst von seinen Parteifreunden nur wenig Beifall. Der pausenlose Aggressionsorkan auf der Straße und in den sozialen Netzwerken nervt mittlerweile auch Hartgesottene ganz erheblich. Wo man auch geht und steht, tummeln sich ordinäre Fluch- und Schimpfflegel, die aber immer noch harmlos wirken im Vergleich zu der Rüpelarmee im Netz, deren Kämpfer wohl in großer Zahl an Blähungen und Verstopfung leiden, jedenfalls deuten ihre stark fäkal- und analfixierten Äußerungen darauf hin. Vielleicht würde es helfen, bei dem einen oder anderen einen Stopsel zu ziehen, damit die bösen, den Geist vernebelnden Gase entweichen könnten.

Wie wohltuend wirken da jene Vertreter der jungen Generation, die sich beim Aggressionsabbau wenigstens ihres Verstandes bedienen. Manches Schlitzohr findet dabei großartige Wege aus der Sackgasse des Zorns. Reaktionsschnell hat sich zum Beispiel ein in Rage geratener 16-jähriger Berufsschüler aus Memmingen aus der Affäre gezogen. Als er einem Mitschüler, der ihn nach Kräften sekkierte, im Unterricht den gestreckten Mittelfinger zeigte, drohte ihm der Lehrer mit einem Verweis. Ganz vif erklärte der Bub, er habe seinen Spezl doch nur gefragt, ob er ein halbes Twix wolle (ein ganzes besteht aus zwei Schokostangerln). So elegant wischen also Schüler, die es draufhaben, einen Verweis vom Tisch.

Immer klappt das freilich nicht. Das zeigt die faule Ausrede eines Fahranfängers auf der Inntalautobahn, mit der er die Verkehrspolizei nicht überzeugen konnte. Der wegen Raserei aufgefallene Fahrer erklärte den Beamten, er habe lediglich sein frisch gewaschenes Auto im Fahrtwind trocknen wollen. 100 Stundenkilometer waren in dem Abschnitt, in dem er erwischt wurde, erlaubt, gestoppt wurde er mit 171 km/h. Seinen Führerschein auf Probe war er los, was er letztlich mit dem Fluchwort "shit" bewertete.

Immerhin befolgte er die Regeln der Internationalisierung, die auch das Schimpfen erfasst haben. So gerne die Fluchwörter Arschloch und Scheiße im Alltag verwendet wurden, so unaufhaltsam weist der Trend zu "fuck" und "shit".

© SZ vom 12.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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