Unter Bayern:Bayerische Verschwörungen

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Die Weltpolitik und der Freistaat stehen für seine Repräsentanten in enger Verbindung. Da fragt man sich schon, welchen Einfluss Großmächte auf Western-City in Dasing und den Obadzn haben?

Von Franz Kotteder

Zwei Nachrichten rütteln an den Grundfesten unseres Gottvertrauens. Zum einen handelt es sich um die Brandkatastrophe von Western-City, zum anderen um das Schicksal des Obazdn. In beiden Fällen scheint es sich um Menetekel zu handeln.

Eine Woche ist es her, dass die berühmte Western-City bei Dasing niederbrannte, ganz ohne indianerseitigen Einfluss. Dieses lebendige Zeugnis der bayerisch-amerikanischen Freundschaft ist damit vorerst Vergangenheit; man spricht von einem Totalschaden. Niemand weiß, ob Western-City noch einmal zu alter Größe aufsteigen kann. Der Untergang des Vergnügungsparks erinnert daran, dass das Verhältnis zwischen Bayern und den USA inzwischen kein Vergnügen mehr ist. Wie hat sich Ministerpräsident Horst Seehofer doch seinerzeit darauf gefreut, schon bald nach dem Amtsantritt von Donald Trump im Weißen Haus zum Staatsbesuch einzulaufen! Und jetzt? Hört man gar nichts mehr davon, es scheint Seehofer nicht mehr so arg zu pressieren. Schade, dass "TheRealHorst" nicht twittert, sonst erführe man vielleicht den Grund dafür. Bleibt noch die Frage, wie es zum großen Brand von Dasing kam. Der russische Geheimdienst steckt wohl nicht dahinter, eher schon ein amerikanischer. Denn in Western-City hätten an diesem Sonntag die Süddeutschen Karl-May-Festspiele beginnen sollen. Und Karl May war schließlich ein wichtiger Ahnherr vieler Fake News über die USA.

Als hätten die Wirrungen der Weltpolitik nicht schon genug Auswirkungen auf Bayern, gibt es jetzt auch noch Schwierigkeiten im eigenen Freistaat. Mit dem Obazdn zum Beispiel. Der ist nämlich neuerdings markenrechtlich geschützt, und jeder Wirt, der ihn auf der Karte hat, muss mit kostenpflichtigen Kontrollen rechnen. Wenn da mal nicht Markus Söder seine Finger drin hat! Söder hat erst am Montag eine fränkische Weinbar in der Münchner Residenz vorgestellt. Freilich ohne zu sagen, dass es sich dabei um den ersten Stein seiner fränkischen Domino-Strategie handelt. Der zweite könnte die Marktführerschaft des markenrechtlich noch ungeschützten fränkischen "Gerupften" anstelle des oberbayerischen Obazdn sein, und am Ende sitzt dann ein Franke als Ministerpräsident in der Staatskanzlei. Seehofer, sei wachsam!

© SZ vom 05.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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