Traunstein:Demenzkranke 93-Jährige stirbt qualvoll nach Tod des Sohnes

Nachbarn in Traunstein hatten nicht bemerkt, dass der 63-Jährige gestorben war.

Es müssen schreckliche Stunden oder gar Tage gewesen sein. Bei einer Familientragödie sind in einem Mehrfamilienhaus im oberbayerischen Traunstein zwei Menschen ums Leben gekommen. Polizisten fanden am Donnerstagabend eine 93-Jährige und ihren Sohn tot in der gemeinsamen Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Offenbar war die 93-Jährige verdurstet, nachdem ihr Sohn in der Wohnung gestorben war.

Nachbarn hatten Alarm geschlagen, weil sich vor dem Briefkasten der Familie immer mehr Post ansammelte. Als niemand öffnete, ließ die Polizei die Wohnungstür von der Feuerwehr aufbrechen. In der Wohnung stießen die Beamten dann auf die leblosen Körper von Mutter und Sohn. Mitarbeiter des Rettungsdienstes stellten fest, dass beiden nicht mehr zu helfen war.

"Schon besonders tragisch"

Wie die Polizei berichtet, hatte der 63-Jährige seine demenzkranke und gebrechliche Mutter in seiner Wohnung gepflegt und versorgt. Dann war er jedoch unbemerkt von den Nachbarn eines natürlichen Todes gestorben. "Es dürfte erst vor wenigen Tagen gewesen sein", sagte ein Sprecher. "Das ist nicht einer dieser Fälle, wo die Toten wochenlang nicht bemerkt werden - die beiden lebten in einer funktionierenden Nachbarschaft."

Ohne die Hilfe des Sohnes starb die 93 Jahre alte Frau daraufhin qualvoll an Unterversorgung. Die Polizei ist sicher, "dass keinerlei Fremdverschulden vorliegt". Der Polizeisprecher sprach von einem erschütternden Fall. Dass jemand unbemerkt sterbe, komme immer wieder vor. "Dass dann aber eine weitere Person hilflos ebenfalls sterben muss, ist schon besonders tragisch."

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