Münchens Straßen in der Innenstadt haben sich am Sonntag - wie jedes Jahr am zweiten Oktoberfesttag - in die wohl größte Modenschau der Welt verwandelt. 8500 Frauen, Männer und Kleinkinder in Lederhose und Dirndl ziehen von der Maximilianstraße zur Theresienwiese.
Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Modenschau werden hier nicht nur neue Trends präsentiert, sondern es geht vor allem um Traditionen. Bei Trachten gilt ja: Alt ist schick.
Und so tragen die Frauen vom Verein "Die Schöne Münchnerin" statt kurzen Dirndln mit weiten Ausschnitten zurückhaltende Stadttrachten - wie vor 100 Jahren.
Andere Trachtlerinnen wissen durchaus mit ihren Reizen zu spielen - und haben im Dekolleté einen Blumenkasten eingebaut. Das zieht die Blicke an.
Doch auch die Mannsbilder zeigen beim Trachtenzug Mut zur Weiblichkeit. Sie stecken sich statt Federn Blumen auf den Hut oder binden gar...
... Schleifchen an ihre strammen Wadeln. Schaut fesch aus!
Andere verzichten ganz auf Lederhosen und ziehen lange weiße Beinkleider an.
Eine Regel in der Trachtenwelt lautet: Keine Turnschuhe, Ballerinas oder Stiefel, sondern unbedingt Haferlschuhe anziehen! Dass Regeln dazu da sind, um gebrochen zu werden, beweist dieser Spielmannszug.
Es muss auch nicht immer der klassische Trachtenjanker sein. Diese Herren bevorzugen einen langen Mantel. So bekommt die Tracht etwas Weltmännisches!
Das Accessoire dieser Trachtengruppe aus dem Zillertal hat absolut Zukunft. Eine Bierfasstasche! Dass da noch kein Modelabel der Neuzeit draufgekommen ist - die Taschen wären der letzte Schrei im Bierzelt.
Es gibt ja den Spruch: Wie das Herrchen, so der Hund. Für diesen Herr kommt keine andere Trachtenfarbe in Frage als braun, so viel steht fest.
"In" bei der Trachtenmode sind Bärte - das beweisen diese Männer. Umso altmodischer wirkt dagegen...
... der glattrasierte Horst Seehofer. Der bayerische Ministerpräsident hat nicht einmal Lederhosen an, dafür eine Krawatte! Seehofer ist definitiv auf dem falschen Laufsteg.
Oberbürgermeister Christian Ude liegt mit seiner roten Tracht auch nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Blau, grün und brombeerfarben sind in diesem Jahr angesagt.
Natürlich ziehen nicht nur Trachtler durch die Straßen, sondern auch Spielmannszüge. Es wird geflötet, getrommelt und geblasen - die perfekte musikalische Untermalung für die große Modenschau.
Bei dem Trachtenzug laufen Gruppen aus allen Bundesländern und den Nachbarstaaten mit. Der Andrang war so groß, dass viele Trachtenvereine aus der Umgebung von München nicht zugelassen wurden. Das sorgte im Vorfeld für Verärgerung.
In diesem Jahr führt der Zug erstmals nicht über die Ludwigsstraße, sondern biegt am Odeonsplatz gleich in die Briennerstraße ab. Dies hat organisatorische Gründe. Die ARD wollte dieses Mal gerne den Zug mit der Theatinerkirche im Hintergrund filmen.
Nachwuchsprobleme scheinen die Trachtler in Deutschland nicht zu haben. Dieses Kleinkind ist in voller Montur gekommen, nur der Plastikschnuller passt nicht recht ins Bild.
Doch nicht nur Trachtler sind auf dem Zug zu sehen. Auch Tiere. Es laufen Kühe, Ziegen - und Wildschweine mit. Allerdings sind letztere nicht mehr lebendig.
Auf den Kutschen werden nicht nur laufschwache und -faule Trachtler transportiert, sondern auch schon mal die Kirche aus dem Heimatdorf.
Je länger der Trachtenzug geht, desto müder werden die Teilnehmer. Doch kurz vor der Wiesn, da geben sie noch einmal richtig Gas. Das Bierzelt lockt! Sie sind noch auf der Suche nach einer feschen Tracht? Hier geht's zum Online-Shop von unserem Kooperationspartner Oktoberfest.de.