Tiertransporte:Veterinäre enttäuscht von Umweltministerium

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Von Christian Sebald, München

Die Entscheidung des Umweltministeriums, die Vorgaben für Tiertransporte in Drittstaaten zu verschärfen, stößt auf gemischte Reaktionen. Der Leiter des Veterinäramts Traunstein und Vorsitzende des Landesverbands beamteter Tierärzte, Jürgen Schmid, erklärte, dass die Veterinäre ihr eigentliches Ziel - ein Verbot von Tiertransporten in Länder in Zentralasien, im Nahen Osten und in Nordafrika - nicht erreicht hätten. Denn die Negativliste des Umweltministeriums mit 17 Drittstaaten in den drei Regionen besage nur, dass die Tiertransporte dorthin aus Tierschutz-Sicht besonders problematisch seien und besonders genau geprüft werden müssen. "Das ist nicht zufriedenstellend", sagte Schmid, "wir haben mehr erwartet". Die Positivliste, für die sich Veterinäre eingesetzt hatten, müsse alle Staaten umfassen, in die Tiertransporte unproblematisch sind. In alle anderen Länder sollten keine Exporte mehr stattfinden dürfen.

Zugleich begrüßte Schmid die Klarstellung von Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler), dass die Veterinäre verpflichtet seien, sogenannte Vorzeugnisse für den Export auszustellen, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind - also die Tiere gesund und transportfähig sind. "Das ist wichtig für die Kollegen", sagt Schmid. "Mit der Klarstellung haben sie nun Sicherheit, dass sie nicht haftbar gemacht werden können, wenn sie so ein Vorzeugnis ausstellen und es auf dem Transport oder bei der späteren Schlachtung der Tiere am Zielort zu massiven Verstößen gegen die Tierschutzvorgaben kommt."

Die Landtags-Grünen sprachen von einem "Anfang zur Verbesserung des Tierschutzes". Ihr tierschutzpolitischer Sprecher Christian Hierneis forderte "ein Moratorium für Tiertransporte in außereuropäische Länder". Tiertransporte sollten innerhalb Deutschlands auf vier Stunden und ins Ausland auf acht Stunden begrenzt werden. Der Tierschutzbund begrüßte, dass auch die Türkei auf der Liste der problematischen Drittstaaten steht. Denn die Türkei ist der Drittstaat, in den die meisten Tierexporte aus Bayern gehen. "Wichtig ist jetzt, dass alle Bundesländer die bayerische Liste übernehmen", sagte Frigga Wirths von der Tierschutzakademie des Tierschutzbundes. "Denn wirklich weiter bringt uns nur eine bundesweite Regelung."

© SZ vom 14.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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