Themen im Wahlkampf:Ein Loch im Stadtgebiet

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Das ehemalige Wohnheim wurde gesprengt. Die künftige Nutzung des Areals ist umstritten. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Neben den üblichen Verkehrsproblemen beschäftigt sich die Politik in Regensburg auch mit der Zukunft des Kepler-Areals

Von Andreas Glas, Regensburg

Wenn es ein Wort gibt, das man im Regensburger Wahlkampf immer wieder hört, dann ist es "Stillstand". Sie wolle "den Stillstand beenden", sagt Astrid Freudenstein, OB-Kandidatin der CSU. Der Stillstand müsse "endlich ein Ende haben", fordert auch der Wahlverein "Brücke", über dessen OB-Kandidat Joachim Wolbergs nicht wenige sagen, dass er für den Stillstand verantwortlich sei. Vom Stillstand spricht auch SPD-Kandidatin Gertrud Maltz-Schwarzfischer. Nur klingt es bei ihr ein bisschen anders. Sie sagt: "Es gibt keinen Stillstand."

Ist die Stadtpolitik in Dauerschockstarre, seit OB Wolbergs im Januar 2017 wegen Korruptionsverdachts vom Dienst suspendiert wurde? Das ist eine Kernfrage in diesem sehr speziellen Regensburger Wahlkampf. Es gibt zwei Blickwinkel auf diese Frage. Da gibt es diejenigen, die es gut meinen mit Maltz-Schwarzfischer, der Zweiten Bürgermeisterin, die den suspendierten OB seit drei Jahren vertritt. Sie loben die Ruhe und Unaufgeregtheit, mit der Maltz-Schwarzfischer die Stadt durch die Krise manövriert habe. Und es gibt diejenigen, die diesen Stil anders interpretieren. Sie sagen: Unter Maltz-Schwarzfischer werde Regensburg nur verwaltet. "Wir haben keine Visionen", sagt CSU-Kandidatin Freudenstein.

Dass sie keine eigenen Akzente gesetzt, dass sie vor allem Dinge umgesetzt habe, die unter OB Wolbergs im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen, Freien Wählern und FDP vereinbart wurden? "Es ist nichts Schlechtes, Sachen umzusetzen, die man im Wahlkampf versprochen hat", sagt Maltz-Schwarzfischer. Etwa den Beschluss, wieder mehr städtische Flächen zu erwerben und in Erbpacht zu vergeben, um die rasant gestiegenen Mietpreise zu drücken. Oder die Straßenbahn, die beschlossen wurde, um den ÖPNV endlich besser zu machen.

Besser? "Eine Katastrophe" sei der Regensburger ÖPNV, sagt CSU-Kandidatin Freudenstein. Sie will den ÖPNV in der Altstadt kostenlos machen, genauso die Grünen. Auch Wolbergs sieht die geplante Stadtbahn kritisch - weil es Jahre dauern dürfte, bis sie fertig ist. Er setzt sich für Alternativen ein, um diese Zeit zu überbrücken, etwa eine Seilbahn. Dass der Autoverkehr reduziert werden soll, darin sind sich praktisch alle einig. Doch während etwa SPD und Grüne Parkplätze streichen wollen, will die CSU mehr Parkraum schaffen. "Auch Elektrofahrzeuge brauchen Parkplätze", sagt Freudenstein.

Interessant ist die Debatte um das Kepler-Areal am Hauptbahnhof. Dort wurde Ende Februar der sogenannte Wirsing-Turm gesprengt, ein 30-Meter-Hochhaus, in dem Studentenwohnungen untergebracht waren. Die Sprengung war spektakulär, binnen Sekunden fiel der Turm in sich zusammen. Übrig blieben 16 000 Tonnen Schutt - und ein Loch im Stadtgebiet, das nun gefüllt werden soll. Die SPD kann sich "ein Bürgerhaus mit Raum für bürgerschaftliches Engagement und Kultur" vorstellen. Wolbergs' Brücke schlägt ebenso wie die SPD und die Grünen einen Bürgerdialog für die Neugestaltung der prominenten Fläche vor, die den südlichen Eingang zur Altstadt markiert. Die CSU hat derweil schon konkrete Pläne: einen neuen Turm, mit Aussichtsplattform, Café, Geschäften. Regensburg habe schließlich "eine Tradition des Turmbauens", sagt Astrid Freudenstein.

Der ursprüngliche Plan, auf dem Kepler-Areal ein Kultur- und Kongresszentrum zu bauen, scheiterte im Herbst 2018 an einem Bürgerentscheid. Ob sich Bürger und Politik diesmal einig werden? Könnte zäh werden. Jakob Friedl, OB-Kandidat der Liste Ribisl, fürchtet schon jetzt eine "weiterhin anhaltende große Depression am Kepler-Areal".

© SZ vom 07.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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