Studie des Bund Naturschutz:Aufstocken statt neu bauen

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Von Christian Sebald, Augsburg

Selbst in boomenden Großstädten mit großer Nachfrage nach Wohnungen müssen nicht immer Neubauquartiere ausgewiesen werden. Man kann stattdessen vorhandene Wohnblocks aufstocken und Dachgeschosse zu Wohnungen ausbauen. Man kann Baulücken schließen. Und sogar über Parkplätzen, wie sie zu Supermärkten und Discountern gehören, kann man Wohnhäuser errichten. Der Bund Naturschutz (BN) hat jetzt am Beispiel Augsburg durchrechnen lassen, dass das Potenzial von solchen sogenannten Nachverdichtungen sehr hoch ist. 90 Prozent der neuen Wohnungen, die bis 2030 in Augsburg nötig werden, könnten der Studie zufolge errichtet werden, ohne dass man weitläufige neue Wohngebiete an den Stadträndern oder in Nachbargemeinden ausweisen müsste. "Umbauen, Anbauen, Aufstocken lautet denn auch unsere zentrale Forderung für die Schaffung neuer Wohnungen in Städten wie Augsburg ", sagt der BN-Mann Thomas Frey. "Die Städte müssen nur die baurechtlichen Voraussetzungen dafür schaffen."

Wie alle Großstädte in Bayern wächst auch Augsburg, 2019 soll die Stadt die 300 000-Einwohner-Marke reißen. Das Planungsbüro ISME, das die Studie für den BN erstellt hat, geht davon aus, dass in Augsburg bis 2030 etwa 500 Wohnungen pro Jahr neu errichtet werden müssen, um das Wachstum aufzufangen. 446 pro Jahr sind laut ISME ohne die Ausweisung eines Quadratmeters neuen Baulands möglich. Damit könnte nicht nur der Flächenfraß abgemildert werden. Nachverdichtungen seien auch kostengünstiger, weil Straßen, Leitungsnetze und andere Infrastruktur für die neuen Wohnungen bereits vorhanden sind. Außerdem sei urbanes Wohnen attraktiv, vor allem für ältere Leute, weil die Wege zum Einkaufen und zu Ärzten in der Stadt in aller Regel sehr viel kürzer seien als in weitläufigen Siedlungen am Stadtrand oder in Nachbargemeinden. Der Augsburger BN verlangt sogar, dass die Stadt künftig keine Neubauviertel mehr für Einfamilienhäuser ausweist. Außerdem müssten Neubauten grundsätzlich höher gebaut werden als bislang. Und zwar nicht nur wegen der Effizienz. Sondern weil sie attraktiv seien. So zählten auch in Augsburg vier- bis fünfstöckige Wohnhäuser aus der Gründerzeit längst zu den begehrtesten Wohnlagen.

© SZ vom 05.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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