Straubing:Suche Freundin, gerne trinkfest

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Mann sucht Frau: Auf der Single-Couch am Gäubodenfest geht so mancher voll aus sich heraus. (Foto: Youtube)

Auf der Single-Couch beim Gäubodenfest gibt es viel Auswahl

Von Andreas Glas, Straubing

Seine Augendeckel hängen auf Halbmast, aber das täuscht. "I wär jederzeit bereit", sagt Jonas B., nachdem er auf dem Sofa Platz genommen hat. Soll heißen: Single Nummer 57 ist im Zustand äußerster Paarungsbereitschaft. Was er seiner Traumfrau zu bieten habe, fragt der Moderator. Nicht leicht zu beantworten, wenn das Bier bereits ins Sprachzentrum eingedrungen ist. Er sei "sehr zuvorkommend", sagt Jonas B. und macht dabei eine sehr zuvorkommende Handbewegung. Um den Hals trägt er ein Lebkuchenherz, auf dem Kopf sitzt eine Plastikkrone, die elektrisch blinkt, Farbe: neonpink. "Für eine Frau tut man halt alles", sagt Jonas B.

Man muss kreativ sein, um in Niederbayern eine Frau auf sich aufmerksam zu machen, notfalls eine Blinkekrone aufsetzen. Hier gibt es so wenige junge Frauen wie nirgendwo in Westdeutschland. Oder zu viele Männer, je nachdem. In Straubing etwa kommen auf 100 Frauen zwischen 20 und 44 Jahren satte 117 Männer. Rechnerisch unmöglich, dass jeder Mann fündig wird. Aber, Gott sei Dank, es gibt die Single-Couch auf dem Straubinger Gäubodenfest.

Nun, da das Fest vorbei ist, fängt für die Single-Couch-Teilnehmer das Warten an. Meldet sich jemand? Die Bewerberfilmchen kann man im Netz anschauen, 93 Männer haben sich diesmal angepriesen - und 36 Frauen. Das erzählt einiges über die niederbayerischen Verhältnisse. Aber erzählt das Couch-Spektakel auch etwas über die Krise des niederbayerischen Single-Mannes?

Mann kann es ja mal erforschen. Ohne empirischen Anspruch, klar, ein Bierzelt ist der falsche Ort für eine seriöse Feldstudie. Forschungsfrage eins: Mit welchen Hobbys versucht der niederbayerische Single-Mann, eine Frau von sich zu überzeugen? "I geh gern zum Saufen", sagt Ludwig R. Und Daniel H. sagt: "Wenn sie keinen Alkohol trinkt, das wär für mich ganz verkehrt." Na gut, lassen wir das. H. ist eh nicht repräsentativ, er kommt aus der Oberpfalz. Und wie gesagt, Bierzelt, da muss man sich nicht wundern, wenn in gefühlt jedem dritten Single-Video der Begriff "Saufen" fällt.

Man muss fair sein. Unter den 93 Bewerbern sind einige feine Burschen, die wohl echt nur deshalb noch suchen, weil das Angebot in Niederbayern überschaubar ist. In der Oberpfalz schaut es besser aus. Dass es nicht immer am Mann-Frau-Verhältnis liegt, wenn die Partnersuche floppt, demonstriert mancher Oberpfälzer Couch-Single auch ganz gut. Etwa bei der Frage nach der perfekten Partnerin? "Holz vor der Hütt'n soll's haben, a schöner Oarsch wär ned verkehrt und allzu g'wampert sollt sie auch nicht sein." Aber: "Haarfarbe is mir wurscht." Man will ja nicht oberflächlich sein.

Dass beileibe nicht jeder Couch-Single nur aufs Aussehen schaut, hat bereits 2014 Landwirt Korbinian V. bewiesen. Seine Traumfrau? "Mei, die muss einen Fendt Vario fahren." Einen Fendt-Traktor, ernsthaft? "Einen Deutz" dürfe sie jedenfalls nicht fahren und "Güllegestank muss sie aushalten können". Und wenn er "Bier trinken will im Wirtshaus, dann muss sie dabei sein, weil wenn ich ein Seidel Bier trinke, dann trinke ich ein Seidel Bier". Noch mal: Bierzelt, Feldstudie, falscher Ort. Aber unterhaltsam sind die Single-Filmchen schon.

© SZ vom 25.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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