Stilkritik:Modell SPD-Brille 2011

Es ist schon auffällig: Bei den Sozialdemokraten ist die Hornbrille momentan das modische Accessoire. Was das den Wählern wohl sagen soll?

Frank Müller

In Bayerns SPD wird Einigkeit und Aufbruch in diesen Tagen ganz groß geschrieben. Allerdings ist es trotz des Eindrucks dieses Fotos (dpa) auch auf der Klausur der Landtagsfraktion noch nicht so weit, dass in der SPD nun die einheitliche Sehhilfe vorgeschrieben wäre. Das Modell Hornbrille 2011 drängt sich eben ganz einfach auf, wenn man Sozi ist und trotzdem nach oben will.

Frank-Walter Steinmeier, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion (rechts), Markus Rinderspacher, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion in Bayern (links) und Florian Pronold, Landesvorsitzender der Bayern-SPD (Mitte): Auch wenn es den Eindruck macht - bisher ist es noch nicht so weit, dass in der SPD nun die einheitliche Sehhilfe vorgeschrieben wäre. (Foto: dpa)

Mit ihm tragen die Herren Steinmeier, Pronold und Rinderspacher eine Mischung aus intellektuellem Anstrich, augenzwinkerndem Retro-Stil und individueller Lebensart zur Schau. "Hör mal, Wähler", soll das bedeuten: "Wenn du uns die Stimme gibst, werden wir dich zwar vielleicht mit allerlei Sozialdemokratischem piesacken. Aber dabei bleiben wir alle schön cool und lässig."

Einige modische Fachfragen bleiben dennoch offen: Sollte Landeschef Florian Pronold (Mitte, Modell Tom Ford) nicht auch bei der Frisur ein bisschen mutiger werden, würde Fraktionschef Markus Rinderspacher (links, Porsche Titanium P 8102) nicht mit einem Drei-Tage-Bart den entscheidenden Tick verwegener wirken? Egal, Hauptsache keiner kehrt zu Steinmeiers früherem Brillenmodell Harry Potter zurück. Übrigens, liebe Herren: Alphatypen wie Peer Steinbrück oder Christian Ude tragen weiter randlos. Und Horst Seehofer kommt ganz ohne aus. Wir werden sehen, was das zu bedeuten hat.

© SZ vom 14.09.2011/mil - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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