Sozialministerium:Kinder besser vor Gewalt schützen

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Von Dietrich Mittler, München

Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) will den Schutz von Kindern vor Gewalt und Missbrauch forcieren. Zentraler Bestandteil dabei ist, die Offensive für den Kinderschutz auf Vereine, Kindertagesstätten und Einrichtungen der Behinderten- und Jugendhilfe auszuweiten. Die Corona-Pandemie verzögert jedoch die Umsetzung dieser Offensive, wie am Donnerstag im Sozialausschuss des Landtags bekannt wurde. "Uns ist wichtig, dass wir am Ball bleiben", sagte eine Vertreterin des Ministeriums. Fakt ist aber auch, dass etliche Schulungen zur effektiven und lebensnahen Umsetzung von Schutzkonzepten bedingt durch Lockdown-Vorgaben nicht stattfinden konnten. Gleiches gelte für Fachveranstaltungen. "Auch da ist leider Corona dazwischengekommen", hieß es. Die Veranstaltungen sollen nun im Herbst stattfinden. Dabei gehe es nicht nur darum, dass die Fachkräfte in den Einrichtungen entsprechend qualifiziert sind, sondern auch darum, dass die Schutzkonzepte "unter Beteiligung der Kinder und Jugendlichen laufend weiterentwickelt werden", wie Trautner auf Nachfrage erklärte.

Seitens der Grünen gibt es indes Bedenken, ob tatsächlich jede Einrichtung über ein Konzept verfügt, das Kinder und Jugendliche vor Übergriffen und Missbrauch schützt. Der Gesetzeslage nach ist die Betriebserlaubnis für teilstationäre Einrichtungen wie etwa Kindertagesstätten oder für stationäre Einrichtungen wie Heime daran gekoppelt, dass sie ein Schutzkonzept vorlegen können. "Ist das aber wirklich so?", fragte der Grünen-Abgeordnete Johannes Becher. Auch interessiere ihn, wann mit den landesweiten Rahmenempfehlungen zum Kinderschutz zu rechnen sei, die derzeit erarbeitet werden. Drittens gelte es, einen intensiveren Blick auf die Vereine zu werfen. Viele von ihnen leisteten "unwahrscheinlich wertvolle Kinderarbeit", viele von ihnen seien auch für das Thema Kinderschutz sensibilisiert. "Aber eben nicht alle", betonte Becher, verbunden mit der Frage: "Wie kommen wir an die ran?"

Abgelehnt wurde indes der Antrag der Grünen, die Gefährdungslage von Kindern mit Behinderung wissenschaftlich zu erfassen. Nach Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation sind sie viermal mehr gefährdet, Gewalterfahrungen zu machen, als nicht behinderte.

© SZ vom 16.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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