Soziale Medien:Politiker auf Facebook: Verliebt, verlobt, verschaukelt

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Mancher Lokalpolitiker wundert sich darüber, welche Postings bei den Bürgern gut ankommen. (Foto: dpa)

Was interessiert die Bürger mehr: die inhaltliche Arbeit oder das Privatleben von Politikern? Ein Bürgermeister aus der Oberpfalz hat es getestet - mit einer kleinen Veränderung in seinem Beziehungsstatus.

Kolumne von Katja Auer

Die öffentliche Aufmerksamkeit ist ein zweischneidiges Schwert, gerade für einen Politiker. Hat er keine, wählt ihn mangels Bekanntheit kein Mensch; hat er zu viel davon, muss er am Ende gar auswandern, um wieder ein bisschen Ruhe zu finden. Was zumindest im Fall des ehemaligen CSU-Heilsbringers Karl-Theodor zu Guttenberg wohl einigermaßen funktioniert hat.

Was der so macht, interessiert gerade umso weniger, je weiter man sich vom oberfränkischen Heimatschloss des ehemals so Verehrten entfernt. Auch wenn sich im Internet immer noch ganz aktuelle Forderungen finden, den Mann zurückzuholen, weil er "in jeder Hinsicht der richtige Kanzler" sei.

Mithilfe der nicht mehr ganz so neuen Medien erlauben manche Politiker tiefe Einblicke in ihr Berufs- oder sogar Privatleben, wobei letzteres üblicherweise auf größeres Interesse stößt. Wie bei Heimatminister Markus Söder, der zu Weihnachten ein Bild von sich auf Facebook veröffentlichte, auf dem er besinnlich dreinschauend in einer österlich geschmückten orthodoxen Kirche kniet. Allerdings mit Weihnachtsgrüßen versehen, was viel Häme zur Folge hatte und inzwischen nicht mehr online steht. Seine Bilder vom Landkreisbesuch in Tirschenreuth dagegen regten keinen auf.

Facebook-Post
:CSU gegen Abschiebung - von Zebrafinken

"Grenzkontrollen", "Rückführungspläne": Die Bundestagsabgeordnete und Tierschützerin Dagmar Wöhrl irritiert mit einem Facebook-Post. Der klingt nur, als ginge es um Flüchtlinge.

Von Katja Auer

Hunderte Glückwünsche zur Verlobung

Ein wenig mehr Reaktionen auf seine Äußerungen würde sich dagegen der Wörther Bürgermeister Anton Rothfischer wünschen. Sein Terminhinweis, dass am 7. Februar der Faschingszug stattfindet, gefiel nur drei Personen, und auf die Ankündigung des Kolpingtheaters reagierte überhaupt niemand. Also teilte Rothfischer per Facebook kürzlich mit, dass er nun verlobt sei. Das geht ganz einfach, per Mausklick lässt sich der Status ändern. Hunderte Glückwünsche erreichten den Bürgermeister, aus der ganzen Republik gratulierten die Menschen zum freudigen Ereignis.

Das allerdings vier Stunden später schon wieder Geschichte war. Rothfischer änderte den Eintrag und erklärte seiner Lokalzeitung, dass er nur mal die Reaktionen testen wollte. Dass es ihm zu denken gebe, wie viele Leute die Verlobung bemerkten, wie wenig Resonanz er aber auf wichtige politische Themen bekomme. Ach ja, und dass er freilich weiterhin Junggeselle bleibe.

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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