Schwarz-Gelb vor der Sommerpause:Pöbeleien in der Koalition

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Der Ton wird schärfer, aber nicht geistreicher: Kurz vor der Sommerpause holt der FDP-Fraktionvorsitzende Hacker zum Rundumschlag aus - und wirft CSU-Chef Seehofer "blutrünstige Phantasien" vor.

Katja Auer

Pünktlich zur Sommerpause fängt die FDP das Pöbeln gegen den Koalitionspartner an. Der Fraktionsvorsitzende Thomas Hacker ging Regierungschef Horst Seehofer am Donnerstag mit ungewohnt scharfen Worten an: "Dem bayerischen Ministerpräsidenten scheinen die Hitze der letzten Tage und die langen Sitzungen des Landtags doch sehr zugesetzt zu haben, anders kann ich mir die blutrünstigen Phantasien nicht erklären, denen sich Seehofer in letzter Zeit wohl hingibt."

Pöbeln pünktlich zur Sommerpause: FDP-Fraktionsvorsitzender Thomas Hacker. Im Hintergrund: Parteikollege und Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil. (Foto: dpa)

Die Attacke Hackers ist der Höhepunkt eines über Umwege geführten Schlagabtausches. Da hatte zunächst FDP-Landeschefin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger in einem Interview zu Protokoll gegeben, dass es auch eine Koalition ohne die CSU in Bayern geben könne. Das verleitete SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher zu dem Verdacht, das sei die " Drohung des gefesselten Todgeweihten in der Guillotine". CSU-Chef Seehofer reagierte begeistert und soll Rinderspacher gelobt haben: "Das ist das Beste, was ich in meiner politischen Laufbahn je gehört habe."

Der Ton wird schärfer in der schwarz-gelben Koalition, wenn auch nicht geistreicher. Erst kürzlich hatte sich Sozialministerin Christine Haderthauer mit einem Vergleich blamiert, den sie zwischen der "sozialistischen Familienpolitik" der FDP und dem chilenischen Diktator Pinochet gezogen hatte. Offenbar ohne die Kenntnis, dass das Militärregime Pinochets mit dem Sozialismus recht wenig am Hut hatte.

Hacker nun holte zum Rundumschlag aus. Dass guter Geschmack und gute Bildung nicht das Markenzeichen der CSU seien, habe Haderthauer schon bewiesen.

"Wenn die Hitzephantasien des Ministerpräsidenten der Auftakt zum bayerischen Sommertheater gewesen sein sollten, ist ihm dieser Auftakt völlig missglückt", schimpfte der FDP-Fraktionschef. Für kraftvolles Regieren brauche man einen kühlen Kopf.

Es ist genau ein Jahr her, da zog sich Hacker schon mal den Zorn Seehofers zu. Damals nannte er es "affig", dass dieser seinen Ministerin verbieten wollte, wegen Dienstreisen bei Kabinettssitzungen zu fehlen. Das trägt ihm Seehofer bis heute nach.

© SZ vom 16.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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