Schleching:Bürgerbegehren zu Wirtshaus abgelehnt

Lesezeit: 1 min

Im erbitterten Streit über die Zukunft des Wirtshauses am Streichen hat der Schlechinger Gemeinderat ein Bürgerbegehren zur möglichen Übernahme durch die Gemeinde abgelehnt. Obwohl dem Gemeinderat keine politische Entscheidung über ein solches Bürgerbegehren obliegt, sondern allein das Feststellen der formellen Zulässigkeit, will eine Mehrheit der Räte einen Bürgerentscheid zum jetzigen Zeitpunkt verhindern. Der Gemeinderat hatte schon mehrmals beschlossen, dass die Gemeinde das weit über den Chiemgau hinaus bekannte Wirtshaus übernehmen soll, um es für alle Zukunft als solches zu erhalten.

Komme es nun zum Bürgerentscheid, so verstreiche in der Zwischenzeit die Frist, welche die Erben des verstorbenen Streichenwirts der Gemeinde für eine Entscheidung gesetzt haben. So lautet die Argumentation derjenigen, die das identitätsstiftende Wirtshaus in der Hand der Gemeinde wissen wollen und hinter dem Bürgerbegehren vor allem einen Winkelzug ihrer Gegner sehen. Bürgermeister Josef Loferer lehnt eine Übernahme weiterhin vehement ab und verweist auf die Kosten. Er sähe es erklärtermaßen viel lieber, wenn ein örtlicher Bauunternehmer zusammen mit zwei auswärtigen Geldgebern das hoch über dem Achental und direkt neben der bekannten Streichenkirche gelegene Wirtshaus kaufen würde. Das Bürgerbegehren formuliert die Frage nach der Übernahme durch die Gemeinde zwar neutral, doch nach der übereinstimmenden Beobachtung zahlreicher Schlechinger zählten zu den eifrigsten Unterschriftensammlern Menschen, die dem Bürgermeister und dem Bauunternehmer nahestehen.

Eine Woche vor der jüngsten Entscheidung hatte die Interessengemeinschaft der "Streichenfreunde" dem Gemeinderat hinter verschlossenen Türen ein Finanzierungskonzept vorgelegt, dem zufolge die Gemeinde das Wirtshaus mit der Hilfe einer lokalen gemeinnützigen Stiftung ohne neue Schulden übernehmen könnte. Inzwischen hat auch die 2018 nach dem Vorbild des britischen "National Trust" gegründete Stiftung "Kulturerbe Bayern" Interesse signalisiert, am Erhalt des Wirtshauses mitzuwirken. Dies könnte das finanzielle Risiko für die Gemeinde weiter verkleinern oder gar auf null reduzieren.

© SZ vom 23.06.2021 / kpf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken
OK