Und dann war es endlich soweit: Am Donnerstag um 11.44 Uhr zogen die Retter die Trage mit Johann W. ans Tageslicht. Nach elf Tagen, zehn Stunden und 14 Minuten war es mehr als 200 der besten Höhlenretter Europas gelungen, den schwer verletzten Forscher aus 1000 Metern Tiefe zu retten.
Die Retter selbst waren nach zwei Wochen im Einsatz völlig erschöpft - und ruhten sich am Eingang zur Riesending-Höhle am in Untersberg bei Marktschellenberg erst einmal aus.
Die mühsame und extrem aufwendige Rettung am Untersberg hatte sich am Mittwoch ihrem Ziel genähert, der Oberfläche. Am Morgen erreichten 15 Rettungskräfte gemeinsam mit Johann W. und zwei Ärzten einen Platz kurz unter dem Rastlager Biwak 1. Dort ruhten sie sich einige Stunden aus. Bis zur Oberfläche waren es zu dem Zeitpunkt noch ungefähr 400 Höhenmeter.
Bereits am Dienstagmorgen hatte der verletzte Höhlenforscher Johann W. Rastlager Biwak 2 in 500 Metern Tiefe erreicht. Ab hier ging es bis Biwak 1 senkrecht nach oben.
Das Rettungsteam aus Einsatzkräften der Bergwacht sowie mehreren Ärzten musste den Verletzten in seiner Trage an Seilzügen nach oben hieven. Die Bedingungen in diesem Teil der Höhle gelten als besonders schwierig.
Der erfahrene Höhlenforscher, der am Institut für Angewandte Physik des Karlsruher Instituts für Technologie arbeitet, hatte durch einen Steinschlag am Pfingstwochenende ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Ein Begleiter holte Hilfe.
Auf dem Untersberg-Plateau wimmelte es fortan vor Menschen. Mit Helikoptern wurden Retter, Medikamente und Material auf den Berg transportiert - Vorbereitungen, um den Forscher aus der Höhle an die Oberfläche zu schaffen.
Am Montag, nach einer Woche, war es Helfern erstmals gelungen, den in der Riesending-Schachthöhle eingeschlossenen Mann zu erreichen, darunter ein Sanitäter. Später haben sich die Helfer in der Tiefe öfter abgewechselt.
Hier besprechen Einsatzkräfte der Bergwacht das Vorgehen am Eingang in die Riesending-Schachthöhle. An der Rettungsaktion waren insgesamt etwa 200 Helfer beteiligt.
Die Riesending-Schachthöhle am Untersberg ist extrem anspruchsvoll, nach dem Einstieg müssen sich Kletterer hunderte Meter weit in gewaltigen Schächten abseilen. Sie müssen durch Engstellen robben, Canyons und Wasserfälle überwinden.
Eisige Winde und Temperaturen zwischen einem und drei Grad machen ihnen zu schaffen, Gischt spritzt, Nebel steigt auf, der Boden ist rutschig und uneben. Mit 1148 Metern ist die Riesending-Schachthöhle nicht nur die tiefste, sondern mit 19,2 Kilometern auch die längste Höhle in Deutschland. Der Schwierigkeitsgrad wird von Alpinisten mit der Besteigung eines Achttausenders verglichen. Der Einsatz bringt deshalb auch die Helfer an ihre Belastungsgrenzen.