Regensburg:Wolbergs' Frau nennt Vorwürfe haltlos

Die Ehefrau des suspendierten Regensburger Oberbürgermeisters Joachim Wolbergs hat vor dem Landgericht die Vorwürfe gegen ihren Mann als "haltlos" bezeichnet. Anja Wolbergs sagte am Freitag, dass ihr Mann nicht auf persönliche Vorteile aus sei und sich nicht viel aus Geld mache. In der Familie sei sie hauptsächlich für die Finanzen zuständig gewesen. Ihr Mann sei ein hilfsbereiter Mensch, ohne dabei auf die Öffentlichkeit bedacht zu sein. Bereits im ersten Korruptionsprozess gegen den OB hatte Anja Wolbergs als Zeugin ausgesagt und ihren Mann in Schutz genommen. Das Ehepaar lebt seit fast fünf Jahren getrennt.

Vor Gericht ging es auch um Anja Wolbergs' Rolle als Kassiererin des SPD-Ortsvereins Stadtsüden, an den im Kommunalwahlkampf 2014 mehrere Hunderttausend Euro Parteispenden aus der Regensburger Baubranche flossen. Die Funktion als Kassierin habe seine Frau übernommen, da sie als Bankkauffrau vom Fach gewesen sei und kein anderer diese Funktion übernehmen habe wollen, sagte Joachim Wolbergs am Freitag. Anja Wolbergs sprach auch über die Ermittlungen, die sechswöchige Untersuchungshaft ihres Mannes und die damit einhergehenden Belastungen für die Familie. Es sei empörend gewesen, dass ihre Kinder auf dem Schulhof von der Verhaftung ihres Vaters erfahren hätten. Nach der Haftentlassung habe sich ihr Mann zunächst nicht mehr unter Leute getraut und psychologische Hilfe in Anspruch genommen.

OB Wolbergs war im ersten Verfahren im Juli 2019 in zwei Fällen wegen Vorteilsannahme verurteilt worden, blieb aber straffrei. Auch im zweiten Prozess wirft ihm die Regensburger Staatsanwaltschaft Vorteilsannahme vor, dazu Bestechlichkeit. Sowohl Wolbergs als auch die mitangeklagten Bauunternehmer weisen alle Vorwürfe zurück.

© SZ vom 08.02.2020 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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