Regensburg:Tatort Ostbayern

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Eine Ausstellung hinterfragt Krimi-Schauplätze in der Region

Von Hans Kratzer, Regensburg

Jeder Niederbayer trage dunkle Seiten in sich, behauptet der Straubinger Autor Christian Limmer, der gerne starke Thesen vertritt. Man mag ihm glauben oder nicht, in jedem Fall hat sich die Region als ein prima Düngerhaufen für alle Arten von Regionalkrimis bewährt. Dieses literarische Genre schießt in den ostbayerischen Weiten besonders gut ins Kraut. Allein die Franz-Eberhofer-Romane der in Landshut aufgewachsenen Autorin Rita Falk haben eine Auflage von fast fünf Millionen Büchern erreicht. Ein Ende dieser Erfolgsgeschichte ist nicht abzusehen, weshalb die Staatliche Bibliothek Regensburg die fiktiven Tatorte Ostbayerns und ihre Reize und Hintergründe in einer Ausstellung einer näheren Prüfung unterzieht.

Es ist ja eine den Menschen tief berührende Frage, was mit ihm geschieht, wenn das Unsichere, Unsichtbare, Unüberschaubare in die vermeintliche Beschaulichkeit einbricht. Dieser Schauer des Bedrohlichen im Gewohnten fesselt wohl die Leser von Heimatkrimis besonders. 14 Bücher und ihre Autoren stehen im Mittelpunkt der Ausstellung, die der freie Journalist Christian Muggenthaler als literarische Reise durch Ostbayern konzipiert hat. Jeder Autor ist zudem mit einem Steckbrief und jeweils einem Ding vertreten, das ihn beim Schreiben besonders inspiriert hat. Günther Frühmorgen versetzt die Leser beispielsweise in die Zeit des Kalten Kriegs, unter anderem nähren heulende Starfighter und Hits von AFN seine Story. Katharina Gerwens verrät, sie genieße die Ausflüge zu ihren "Tatorten". "Ich sitze dort in einem Café, lass die Stimmung auf mich wirken und reise hochinspiriert wieder heim." Jörg Graser wehrt sich gegen den Begriff Heimatkrimi und schreibt lieber satirische Antikrimis. Dass die Aufklärungsquote seines im Dauerrausch delirierenden Kommissars Kreuzeder gegen Null geht, versteht sich deshalb von selbst.

Muggenthaler und Bibliotheks-Leiter Bernhard Lübbers verstehen die Auswahl nicht als Best of-Ranking, ihnen geht es darum, ausschnitthaft die Vielfalt der Autoren und Themen, ihre Beweggründe und Varianten von Krimihandlung kenntlich zu machen. Die Ausstellung läuft bis zum 5. Mai (Gesandtenstr. 13, Montag bis Freitag 9-18 Uhr, samstags 14-18 Uhr). Am Dienstag, 13. März (18 Uhr) geben fünf Autorinnen und Autoren in einer Lesung im Schwurgerichtssaal des Landgerichts Regensburg (Augustenstraße 5) Einblicke in ihre "Tatorte".

© SZ vom 09.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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