Rain:Dehner topft um

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Gartenmarkt-Kette gründet Holding und fünf Tochterfirmen

Von Stefan Mayr, Rain

Für die einen ist es ein überfälliges Umtopfen, um weiter gedeihen zu können. Die anderen befürchten eher eine Entwurzelung mit gefährlichen Nachwirkungen. Die Gartencenter-Kette Dehner wird in eine Holding mit fünf Tochterunternehmen umgewandelt. "Es gilt, die Weichen für die Zukunft zu stellen und uns am Markt vorausschauend und zukunftsfähig zu positionieren", sagt der Vorstandsvorsitzende Georg Weber. Beschäftigte und Gewerkschaftsvertreter zeigen sich dagegen skeptisch. Sie befürchten, mittelfristig könne die Betriebsratsstruktur zerschlagen, das Personal schlechter bezahlt und leichter entlassen werden. "Mit der Aufspaltung werden die Beschäftigten faktisch schlechter gestellt als bisher", sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck.

In seiner Pressemitteilung betont das Unternehmen, dass alle Mitarbeiter "unverändert" ihre Tätigkeiten fortsetzen. Mit der neuen Struktur sei man noch flexibler und transparenter, Ziel sei die "nachhaltige Sicherung" der Arbeitsplätze. "Genau das wollen wir in einer rechtssicheren Vereinbarung festschreiben, die die Zukunft der Beschäftigten und Betriebsräte sichert", fordert Betriebsrat Gerhard Feda. Hinter den Kulissen gab es bereits Verhandlungen zwischen Management und Arbeitnehmervertretern. Verdi fordert eine Vereinbarung, in der die Rechte der Mitarbeiter gesichert werden. Eine Einigung kam bislang nicht zustande.

Auf SZ-Anfrage deutet eine Dehner-Sprecherin immerhin an, es seien Regelungen "denkbar", die über das gesetzliche Maß hinausgehen.

Das Unternehmen aus dem nordschwäbischen Rain gilt mit 117 Filialen in Deutschland und Österreich und mehr als 5000 Mitarbeitern als größte Garten-Center-Kette Europas. Für das Geschäftsjahr 2014 wies Dehner einen Umsatz von 640 Millionen Euro aus - und einen Jahresüberschuss von 17 Millionen Euro. In dem Geschäftsbericht ist aber auch von einem "schwierigen Marktumfeld" die Rede. Der "harte Verdrängungswettbewerb" zeige sich in "Preis- und Rabattschlachten". Starker Druck komme vom Internethandel und von den Baumarkt-Ketten mit ihren riesigen Gartenabteilungen.

Keimzelle des Dehner-Imperiums war ein Zwei-Mann-Betrieb, den Georg und Albertine Weber (eine geborene Dehner) im Jahr 1947 gründeten. Das Ehepaar baute die Firma "Dehner & Co. Samenzucht - Samengroßhandel" auf, aus der die heutige Dehner GmbH & Co. KG erwuchs. Zum "Blumenpark" am Stammsitz in Rain (Landkreis Donau-Ries) pilgern jährlich bis zu zwei Millionen Besucher. Neben den Gartenmärkten ist Dehner heute auch im Großhandel von Garten- und Heimtierprodukten und im Großhandel von Saatgut, Pflanzenschutzmitteln und Dünger tätig. Der derzeitige Vorstandsvorsitzende Georg Weber ist ein Enkel der Firmengründer.

Während die Familie Weber auf Gesellschafterebene die Fäden in Händen hält, wird das operative Geschäft vor allem von den zwei familien-externen Managern Hansjörg Flassak und Bernhard Hönig geführt. Vom 1. Januar 2017 an wird ihnen ein dritter Mann zur Seite gestellt: Oliver Haller wird für den Einkauf verantwortlich sein.

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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