Prozess in Ansbach beginnt:Angeklagter gesteht brutalen Mord

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Sie sollen einen Bekannten in ihre Gewalt gebracht und 26 Mal auf ihn eingestochen haben, dann ertränkten sie den Mann: In Ansbach hat der Prozess gegen drei junge Männer und eine Frau mit der Entschuldigung eines der Angeklagten begonnen.

Mit einem umfassenden Geständnis eines der vier Angeklagten hat am Montag in Ansbach ein Mordprozess begonnen. Angeklagt sind drei Männer und eine Frau im Alter von 20 bis 26 Jahren. Sie sollen einen Bekannten in ihre Gewalt gebracht und mit Messern 26 Mal auf ihn eingestochen haben. Anschließend ertränkte einer der drei Männer den 30-Jährigen. Die Leiche des aus Baden-Württemberg stammenden Mannes, der zuletzt bei Bekannten im Raum Nürnberg gelebt hatte, wurde später in einem Fluss entdeckt.

Der 25-Jährige gab in seiner Aussage vor dem Landgericht Ansbach zu, an der brutalen Ermordung beteiligt gewesen zu sein. Über seinen Anwalt erklärte er: "Ich räume die Tötung im Wesentlichen ein und bedaure sie aufrichtig." Er habe aber nur in die Schulter des 30-Jährigen gestochen. Der 26-jährige Mitangeklagte habe ihn unter Wasser gedrückt und getötet.

Zugleich stritt der Fürther aber ab, dass es sich um eine penibel geplante Tat gehandelt habe. Es sei zunächst nur darum gegangen, dem als gewaltig geltenden Bekannten einen Denkzettel zu verpassen. Dann habe die Aktion "eine Eigendynamik" entwickelt. Opfer und Täter gehörten nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft dem Drogenmilieu im Großraum Nürnberg an.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Quartett vor, den Mann im Juli vergangenen Jahres in Fürth in eine Falle gelockt zu haben - unter dem Vorwand, dessen in Neustadt/Aisch abgestelltes Motorrad mit einem Transporter abzuholen und zu ihm nach Fürth zu bringen. Stattdessen überfielen sie ihn laut Anklage an einem vereinbarten Treffpunkt in Fürth.

Dabei hätten sie ihn zunächst mit einem Elektroschocker zur Strecke gebracht, dann mit einem Messer auf ihn eingestochen und den Schwerverletzten schließlich mit Fäusten, Fußtritten und einem Holzknüppel gequält. Weitere Stiche verpassten sie ihm auf der Fahrt ins 40 Kilometer entfernte Ansbach, sagte Staatsanwalt Michael Schrothberger.

Über das dortige Geschehen gehen die Aussagen der Angeklagten allerdings auseinander. Der 25-Jährige sagte in seinem Geständnis, sie hätten den noch lebenden Angeklagten in den Fluss Rezat rollen lassen. Als dieser sich in dem hüfthohen Wasser dann trotzdem noch einmal aufrichtete, habe er selbst zusammen mit seinem 26 Jahre alten Komplizen das Opfer unter Wasser gedrückt. "Danach ist er dann nicht mehr aufgestanden", sagte der 25-Jährige.

Dagegen bestritt der 26-Jährige, das Opfer ertränkt zu haben. Er sei vielmehr davon ausgegangen, dass der 30-Jährige nach den vielen Messerstichen bereits tot war; er erinnere sich nur noch daran, dass man den Mann in die Rezat geworfen habe. Von einem Ertränken wisse er nichts. Die beiden anderen Angeklagten wollten sich vorerst nicht zu den Tatvorwürfen äußern.

Die Jugendkammer hat für den Prozess zunächst zehn Verhandlungstage anberaumt. Zur Aufklärung des Falls sollen 47 Zeugen und drei Sachverständige beitragen.

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