Puppenkiste:Augsburg hat jetzt ein Ampelkasperl

Lesezeit: 2 min

Die bekannteste Figur der Puppenkiste weist den Weg über die Straße. Nur bei Rot blinkt weiterhin das bisherige Männchen auf.

Von Christian Rost, Augsburg

Er habe schon viele Straßen und Brücken eingeweiht, eine Kasperlampel aber noch nicht, sagt der Leiter des Augsburger Tiefbauamtes, Josef Weber, amüsiert. "Das ist wirklich eine Premiere." Seit Freitag gibt es in Augsburg eine Fußgängerampel mit Kasperlfiguren, die jeweils bei Grünlicht zu sehen sind. Damit ehrt die Stadt kurz vor dem 70-jährigen Bestehen der Augsburger Puppenkiste das bekannteste Ensemblemitglied des Marionettentheaters. Die Ampel befindet sich natürlich ganz in der Nähe des Theaters.

Elf Buben und Mädchen vom Kindergarten St. Ulrich und Afra sind mit ihren Erzieherinnen eigens zur Einweihung gekommen und jubeln, als die Ampel an der Ecke Spitalgasse/Milchberg zum ersten Mal auf Grün umschaltet und der Kasperl leuchtet. Genau genommen sind es zwei Kasperl, auf jeder Straßenseite einer. Mitarbeiter des Tiefbauamtes haben zunächst die gesamte Ampelanlage an der Kreuzung ausgeschaltet und dann die Figuren ausgetauscht.

Zehn Minuten dauert das, und dann gehen die Lichter auch schon wieder an. Einige Passanten bleiben stehen und freuen sich sichtlich, weil nicht nur die Ampel-Kasperl zu sehen sind, sondern auch das Original: Klaus Marschall, der Leiter der Augsburger Puppenkiste, ist mit dem Kasperl gekommen und führt ihn an Fäden über die Straße. Der Kasperl ist damit einer der ersten, der die Kasperlampel nutzt.

"Ich find's toll", sagt Marschall, "das ist ein Bekenntnis der Stadt zur Puppenkiste." Die Ampel sei "eine kleine Attraktion". Marschall ist so begeistert, dass er vorschlägt, gleich alle Ampeln in Augsburg mit Figuren der Puppenkisten zu versehen. Also mit Urmel, Jim Knopf oder Kater Mikesch. Genügend Figuren habe die Puppenkiste ja, sagt Marschall. Doch zu einer Komplettumrüstung wird es nicht kommen, weil die Bürokratie originelle Ampeln nur in Ausnahmefällen erlaubt.

Laut Tiefbauamtschef Weber sei ein Kasperl als Ampelmännchen eigentlich gar nicht zulässig. Deshalb habe es auch eine ganze Weile gedauert, bis die Idee habe realisiert werden können. Im Herbst 2016 schlug die Redaktion des Augsburger Fernsehsenders a.tv der Stadt vor, nach dem Vorbild der Mainzelmännchenampel in Mainz auch in Augsburg eine besondere Ampel mit der bekanntesten Figur der Puppenkiste einzurichten. Die Stadt fragte bei der Regierung von Schwaben nach, ob ausnahmsweise von der Norm abgewichen werden dürfe.

Die Bezirksregierung war sich da offenbar auch nicht ganz sicher. Letztlich musste sich das Innenministerium mit der Kasperampel befassen und nickte sie schließlich ab. Es wäre auch unfair gewesen, dem Kasperl diese Ehre zu verwehren. Schließlich gibt es auch in anderen Städten besondere Ampelmännchen. Nicht nur die Mainzelmännchen in Mainz, auch in Erfurt weisen Figuren den Weg: ein Wandersmann mit Rucksack oder ein Schulkind mit Zuckertüte. In München sind jeweils zum Christopher-Street-Day schwule und lesbische Pärchen auf Ampeln zu sehen.

In Augsburg entschied die Stadt, an der Fußgängerampel jeweils nur die Grünlichter mit der Kasperlfigur zu versehen. Zeigt die Ampel Rot, ist weiterhin die Normfigur zu sehen. Josef Weber erklärt diese Entscheidung mit Haftungsgründen. Die Stadt wäre möglicherweise verantwortlich, wenn ein Fußgänger trotz eines Kasperl-Rotlichts die Straße überquere und es zu einem Unfall komme. In diesem Fall könnte der Fußgänger auf die nicht der Norm entsprechende Ampel verweisen und gegen die Stadt klagen. "Da ist das Restrisiko zu hoch", sagt Weber. Einem grünen Kasperl indessen kann niemand vorwerfen, nicht ausreichend gewarnt worden zu sein.

Gestaltet hat den Ampelkasperl ein Grafiker der Augsburger Puppenkiste. Und weil er auch in der Region hergestellt wurde - die Metallbaufirma Göppel in Großaitingen laserte den Schattenriss in die Metallplatten - ist der Ampelkasperl durch und durch ein echter Schwabe.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Augsburg
:Augsburg bekommt eine Kasperl-Ampel

Die zentrale Figur der Augsburger Puppenkiste wird bald ein Ampelmännchen ersetzen. Wie es genau aussehen soll, steht noch nicht fest.

Von Christian Rost

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: