Preisverfall:Milchbauern machen weiter Millionen-Verluste

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Die bayerischen Milchbauern stecken weiter tief in der Krise. Im August ist der Milchpreis, den ihnen die Molkereien ausbezahlen, erneut leicht gesunken. Nach Angaben des Verbands der Milcherzeuger Bayern (VMB) bekamen die Landwirte im Durchschnitt 30,1 Cent je Liter Milch. Im Vormonat waren es 30,3 Cent. Die Abweichungen zwischen den Molkereien sind erheblich. Im Norden Bayerns bezahlen einige keine 27 Cent mehr für den Liter Milch. Die Differenz zum Vorjahr beträgt teilweise bereits mehr als zehn Cent. Die Verluste der bayerischen Milchbauern dürften sich auf wenigstens 700 Millionen Euro summieren. Da kein Ende der Krise in Sicht ist, kündigte der BDM neue Protest-Aktionen an, etwa vor Kloster Banz zur Herbstklausur der Landtags-CSU.

"Die Lage ist besonders bedrohlich für die Kollegen, die eben erst investiert haben, zum Beispiel in einen neuen Stall, und nun hohe Zahlungsverpflichtungen haben", sagt BDM-Sprecher Hans Foldenauer. "Selbst wenn sie wollten, könnten sie die Milchproduktion gar nicht aufgeben." Denn dann müssten sie die Zuschüsse zurückzahlen, die sie für ihre Investitionen erhalten haben. Das würde ihre Lage weiter verschlimmern. Scharfe Kritik übt der BDM an dem Hilfsprogramm, das die EU-Kommission angekündigt hat. Es tauge nicht einmal dazu, die Symptome der Krise zu lindern. Geschweige denn, etwas gegen die wirkliche Ursache der Krise, die immense Überproduktion von Milch in Europa , auszurichten.

Die EU-Kommission will die Landwirte mit 500 Millionen Euro unterstützen. Bayerns Agrarminister Helmut Brunner (CSU) hat ausgerechnet, dass der Anteil, der in den Freistaat fließen wird, zehn Millionen betragen wird. Umgerechnet auf die 8,2 Milliarden Liter Milch, die die Bauern 2014 bei den Molkereien ablieferten, würde das bedeuten, dass die Bauern 0,12 Cent Unterstützung pro Liter Milch bekämen - bei acht bis 10,5 Cent Preisverfall je Liter. Der BDM fordert stattdessen eine schnelle Reduktion der Milchproduktion. Bauern, die dafür die Milchleistung ihrer Kühe drosseln, sollten einen Ausgleich bekommen.

Ausdrückliches Lob zollt der BDM Agrarminister Brunner für dessen Vorschlag, die EU-Kommission solle unangekündigt eine große Menge überschüssige Milch ankaufen, um den Markt zu entlasten. "Das brächte kurzfristig Erleichterung", sagt Foldenauer. "Es müssten aber zwei bis drei Prozent der Jahresproduktion in der EU sein." Zwei bis drei Prozent sind drei bis fünf Milliarden Liter Milch.

© SZ vom 23.09.2015 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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