Augsburger Polizistenmord:Weiteres Waffenlager entdeckt

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Nicht so unauffällig wie angenommen: Zu den beiden mutmaßlichen Polizistenmördern von Augsburg werden immer mehr Details bekannt. Einer der Verhafteten war einst an einer Gefängnisrevolte beteiligt. Die Polizei soll indes ein weiteres Waffenlager des Brüderpaares entdeckt haben.

Stefan Mayr

Rudi R., einer der zwei mutmaßlichen Polizistenmörder von Augsburg, war während seiner 19-jährigen Haftzeit doch nicht so unauffällig wie bisher angenommen. 1990 war er an der Gefängnisrevolte in der Justizvollzugsanstalt Straubing beteiligt. Damals besetzten mehrere Häftlinge das Gefängnisdach und mussten von Polizeibeamten gewaltsam heruntergeholt werden. Dies bestätigte das bayerische Justizministerium der SZ auf Anfrage.

Nach einem ersten Waffenfund am Donnerstag soll die Augsburger Polizei nun 20 weitere Pistolen und Gewehre des mutmaßlichen Täterpaars entdeckt haben. (Foto: dapd)

R. hatte im Jahr 1975 in Augsburg einen Polizisten erschossen und wurde deshalb zu lebenslanger Haft verurteilt. Bei der Auflösung der Gefängnis-Revolte 15 Jahre später lieferte er sich auf dem Dach eine Rangelei mit einem Polizisten. Die Staatsanwaltschaft Regensburg erhob deshalb Anklage wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Das Verfahren wurde letztlich aber eingestellt, weil die zu erwartende Strafe gegenüber der bereits verhängten Haft kaum ins Gewicht gefallen wäre. R. wurde später in das Gefängnis im badischen Bruchsal verlegt. Dieses durfte er vier Jahre später verlassen, nachdem das Landgericht Karlsruhe den Rest der Haft zur Bewährung ausgesetzt hatte. Die Staatsanwaltschaft Augsburg hatte damals bezweifelt, ob Rudi R. künftig ein straffreies Leben führen werde - und deshalb ein eigenes Gutachten beantragt. Doch das Gericht wies es zurück.

Jetzt wurde Rudi R. neben seinem Bruder Raimund M. am vergangenen Donnerstag erneut festgenommen. Beide werden verdächtigt, am 28. Oktober in Augsburg einen Polizisten erschossen zu haben. Während die Staatsanwaltschaft Augsburg nach wie vor auf eine Einlassung der zwei Männer wartet, hat die Polizei nach Informationen der Süddeutschen Zeitung ein weiteres Waffenlager des Brüderpaares gefunden. Darin befanden sich etwa 20 weitere Pistolen und Gewehre. Bereits am Donnerstag hatten die Ermittler mehr als 20 Waffen und 2000 Schuss Munition sichergestellt. Die Polizei bestätigte den Fund nicht, kündigte aber für Mittwoch eine Erklärung an.

Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz wurde Rudi R. in jenem Auto gefasst, das in der Todesnacht unweit des Tatortes stand - mit noch warmem Motor. Unterdessen hat der Augsburger Anwalt Werner Ruisinger seine Arbeit als Pflichtverteidiger begonnen und seinen Mandanten Raimund M. im Gefängnis besucht. "Er macht keine Angaben zur Sache, es gilt die Unschuldsvermutung", so Ruisinger.

© SZ vom 04.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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