Polizistenmord von Augsburg:DNA-Spur vom Tatort belastet Verdächtigen

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Der Verdacht der Ermittler erhärtet sich: Im Augsburger Polizistenmord konnte eine Spur am Tatort einem der zwei festgenommenen Verdächtigen zweifelsfrei zugeordnet werden. Bislang schweigen die beiden Brüder aber zu den Vorwürfen. Das Gericht hat Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen Mordes erlassen.

Die beiden festgenommenen Männer schweigen bislang zu der Tat, dennoch sind sich die Ermittler so gut wie sicher, dass sie die Richtigen gefasst haben. Denn: Eine DNA-Spuren vom Tatort konnte dem älteren der beiden festgenommenen Brüder, einem 58-jährigen Rentner, zweifelsfrei zugeordnet werden. "Wir sind jetzt am Anfang", sagte Klaus Bayerl, Leiter der Sonderkommission Spickel, am Freitag auf einer Pressekonferenz in Augsburg.

Fahndungserfolg nach dem Polizistenmord in Augsburg: Einer der beiden Tatverdächtigen wird am Freitag in einem Auto in die Tiefgarage des Strafjustizzentrums gefahren. DNA-Spuren vom Tatort konnten einem der beiden festgenommenen Männer nun offenbar zweifelsfrei zugeordnet werden. (Foto: dapd)

Dass die beiden Festgenommenen bislang zu dem Vorwurf schweigen, geht auch aus den Äußerungen von Justizministerin Beate Merk (CSU) hervor, die zugleich von der Unschuldsvermutung und deutlichen Anzeichen der Schuld der beiden Verdächtigen sprach. Sie zeigte sich überzeugt, dass die Ermittler die Täter letztlich überführen und anklagen können.

Der jüngere der beiden Brüder gilt als Hauptverdächtiger, er hat nach Angaben der Ermittler vor mehr als 30 Jahren schon einmal einen Polizeibeamten erschossen und dafür 19 Jahre Haft verbüßt. 2003 wurde der heute 56-Jährige erneut verhaftet: Mit einem Pfefferspray bewaffnet hatte er versucht, einen Ladendiebstahl zu begehen. Seine Führungsaufsicht endete erst im August 2011, also wenige Monate bevor am 28. Oktober Polizist Mathias V. erschossen wurde, hieß es nun.

Gegen den polizeibekannten Mann bestand demnach von Anfang an ein Verdacht. Den Ausschlag dafür gab auch das Fahrzeug eines Münchner Geschäftsmannes, das die Polizei nur 100 Meter vom Tatort entfernt mit warmem Motor entdeckt hatte. Die Ermittlungen ergaben, dass der Geschäftsmann seit Jahren Kontakt zu einem der Verdächtigen hatte und ihm sein Auto häufig lieh.

Seit drei Wochen observierten die Beamten die Verdächtigen - unter anderem wurde offenbar das Telefon der Männer überwacht. Dass die Polizei nach den Feiertagen so überraschend zuschlug, hatte offenbar mit der Befürchtung zu tun, die Brüder könnten erneut einen Raubüberfall planen.

Auch bei dem Polizistenmord vor zwei Monaten sollen die Männer ursprünglich einen Raubüberfall geplant haben, erklärte der Staatsanwalt. Die Brüder sollen mindestens drei Waffen - ein Schnellfeuergewehr und zwei großkalibrige Pistolen - dabei gehabt haben, als sie von Mathias V. und seiner Kollegin kontrolliert wurden und flüchteten. Als sie von den Streifenpolizisten eingeholt wurden, eröffneten sie in der Dunkelheit aus zehn Metern Entfernung das Feuer.

Polizist Mathias V. habe zurückgeschossen, wurde aber von mehreren Kugeln getroffen und sei sofort tot gewesen, hieß es nun. Seine Kollegin erlitt Verletzungen und ist seitdem dienstunfähig.

Bei dem Hauptverdächtigen handelt es sich offenbar um einen Waffennarr. Bei den Durchsuchungen stießen die Ermittler am Donnerstag auf mehr als 20 Waffen. Das könnte auch das mögliche Motiv für die Tat sein: Die beiden Brüder hätten unter anderem eine Kriegswaffe dabei gehabt, als sie von der Polizei kontrolliert wurden, erklärte der Oberstaatsanwalt. Der vorbestrafte Hauptverdächtige hätte gewusst, dass ihm dafür ein bis zehn Jahre Haft drohten. Die Verdeckung einer Straftat sei damit ein mögliches Mordmotiv.

Der Oberstaatsanwalt erklärte weiter, man habe gegen die beiden Verdächtigen am Freitag zwei Haftbefehle erwirkt - unter anderem wegen gemeinschaftlichen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung. Wenn es deswegen zur Verurteilung komme, müsse der vorbestrafte Bruder mit einer lebenslangen Haftstrafe und anschließender Sicherungsverwahrung rechnen. Auch sein Bruder, bislang offenbar nicht vorbestraft, würde dann wohl lebenslang bekommen.

Auch Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nahm an der Pressekonferenz teil und bestätigte, dass gegen beide Männer Haftbefehle ergangen seien. Er bedankte sich für die zahlreichen Hinweise aus der Bevölkerung, der Fahndungserfolg sei aber ein Ergebnis der akribischen Arbeit der Sonderkommission.

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