Parteien:Junge Union will weg vom Richtungsstreit

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Findet die CSU in jüngster Zeit zu monothematisch: JU-Chef Hans Reichhart will nicht nur über Asyl und das Verhältnis zur CDU reden. (Foto: Daniel Karmann/dpa)
  • 400 Delegierte wollen zur Landesversammlung der Jungen Union kommen.
  • Die Nachwuchsorganisation der CSU will bei den Themen eigene Akzente setzen.
  • Die JU will gleich mehrere Leitanträge verabschieden, mit denen sie beim CSU-Parteitag punkten will.

Von Wolfgang Wittl, München

Gesprächsbedarf ist offensichtlich vorhanden: 400 Delegierte wollen am Wochenende zur Landesversammlung der Jungen Union (JU) ins oberbayerische Penzberg kommen, die Veranstalter mussten die Anmeldeliste sogar schließen, so groß war die Nachfrage. "Unsere Leute warten auf einen Ruck, sie wollen, dass etwas vorwärts geht", sagt JU-Landeschef Hans Reichhart.

Dabei kommt es der Nachwuchsorganisation der CSU darauf an, eigene Akzente zu setzen. "Wir positionieren uns bewusst", sagt Reichhart. Denn jetzt habe man noch die Chance, sich inhaltlich aufzustellen, ehe die kommenden Jahre von Wahlkämpfen überlagert sein werden.

Abstimmung in Nürnberg
:Junge Union lehnt Gleichstellung der Homo-Ehe ab

Eine besonders konservative Formulierung aus dem Programmentwurf ging dem CSU-Nachwuchs in Nürnberg aber dann doch zu weit.

In ihrem Ziel, das Profil zu schärfen, wird sich die JU auch mit der Mutterpartei anlegen. Zu monothematisch sei die CSU in den vergangenen Monaten rübergekommen, man müsse wieder weg vom Richtungsstreit in der Flüchtlingspolitik zwischen CDU und CSU, sagt Reichhart. Deshalb wird die JU in Penzberg gleich mehrere Leitanträge verabschieden, mit denen sie Anfang November auch auf dem CSU-Parteitag punkten will. Nicht alle dürften der Parteiführung gefallen.

Beim Ausbau der Infrastruktur, der in einer "Penzberger Erklärung" zusammengefasst wird, macht die JU etwa Druck bei der dritten Start- und Landebahn am Münchner Flughafen. Es gehe nicht nur um Planung, sondern endlich um Umsetzung, fordert Reichhart. "Spätestens" im nächsten Jahr müsse die Entscheidung gefallen sein, sonst habe sich das Thema erledigt, doch dafür sei es zu wichtig.

In wichtigen parteipolitischen Fragen, etwa bei der Absegnung von Koalitionsverträgen, wünscht sich die JU künftig eine Mitgliederbefragung. Nicht nur der Parteivorstand solle entscheiden, sondern eine breite Basis, schließlich sei die CSU eine Mitmachpartei. Reichhart ist zuversichtlich, am Parteitag dafür einen Mehrheit zu bekommen. Auch beim Dauer-Streitthema acht- oder neunjähriges Gymnasium vertritt die JU eine andere Linie, als sie etwa die CSU-geführte Staatsregierung bei der Klausur am Tegernsee verabschiedet hat.

Beratungen über Europa

Sie spricht sich klar für das G 8 aus, eine Mischform zwischen G 8 und G 9 lehnt sie ab. Dabei schwingt die Sorge mit, dass der Lernstoff künftig lediglich auf neun Jahre gestreckt wird: "Wir wollen kein Billigabitur", sagt Reichhart.

Am Sonntag wollen die Nachwuchspolitiker ausführlich über Europa beraten. Mit dem Brexit und der Migration von Flüchtlingen befinde sich die Europäische Union in einer ihrer größten Krisen. Die JU wolle "nicht nur Hurra schreien", aber stehe eindeutig für einen europafreundlichen Kurs. "Wir wollen eine Richtungsbestimmung und erwarten, dass die CSU nachzieht", sagt Reichhart. Als Gäste aus der Mutterpartei haben sich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, Finanzminister Markus Söder, Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, Generalsekretär Andreas Scheuer und der Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber angekündigt.

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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