Gesundheitsvorsorge:Wie Bayerns schnelle medizinische Eingreiftruppe arbeitet

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Die Task Force Infektiologie war maßgeblich daran beteiligt, als im Sommer 2020 am Münchner Flughafen ein erstes großes Corona-Testzentrum eingerichtet wurde. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Die Corona-Pandemie war für die Task Force Infektiologie eine intensive Zeit. Jetzt gibt es andere Themen, die die Spezialeinheit beschäftigen - unter anderem tropische Mücken.

Von Lina Krauß

"Es war eine arbeitsintensive und stressige Zeit", sagt Martin Hoch, Leiter der Task Force Infektiologie, wenn er sich an die Corona-Pandemie zurückerinnert. Doch er klingt auch stolz. Schließlich haben sie sich am Münchener Flughafen um den ersten Fall in Deutschland gekümmert und ein erstes großes Testzentrum errichtet, Pflegeheime in Hygienefragen unterstützt, Infektionsschutzkonzepte sowie Lageberichte geschrieben. Eine Menge Arbeit, die zur Bewältigung mehr Personal benötigte. Seit 2021 gibt es die Task Force nun auch in Memmingen und Erlangen, angegliedert sind sie am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).

Die Task Force Infektiologie ist eine Spezialeinheit mit insgesamt rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter Ärzte, Pflegekräfte, Hygienekontrolleure und Epidemiologen. Sie rücken bei neuen ansteckenden Krankheiten oder landkreisübergreifenden Ausbrüchen aus, um Gesundheitsämter zu unterstützen. Das kann in Fällen sein wie 2020 bei Corona oder bei einem großen Einsatz im Landkreis Mühldorf im vergangenen Jahr. Dort waren innerhalb von zwei Jahren zwei Menschen am Borna-Virus gestorben, weshalb man die Bevölkerung weitläufig testete. In einer Turnhalle unterstützte die Task Force bei der Registrierung der Menschen, der Blutabnahme, Abstrichen und Befragungen.

Kirsten Höper leitet die Task Force in Memmingen. (Foto: Wagner-Hoppe/Photoresque)

Ihr Alltag sei aber eher von Krankheiten wie Tuberkulose, Meningokokken, Krätze oder Hepatitis geprägt, sagt Kirsten Höper, Leiterin der Task Force in Memmingen. Ob sie ausrücken, sei "immer abhängig von den Gegebenheiten der Gesundheitsämter vor Ort", erklärt sie. Maßgebend seien die Anzahl und das Wissen des Personals. Der Einsatzbereich der Memminger Stelle liegt in Schwaben und reicht bis ins südliche Mittelfranken und westliche Oberbayern. Angesiedelt ist sie am Allgäu Airport. Denn eine weitere Aufgabe ist die Einhaltung von internationalen Gesundheitsvorschriften und dem Infektionsschutzgesetz.

"Wenn aber bekannt wird, dass ein Verdachtsfall für eine schlimme Erkrankung im Flieger sitzt, dann wird der nach München umgeleitet", sagt Höper. "Dann sind wir in Memmingen raus und die Kolleginnen und Kollegen aus München würden übernehmen." Sollte ein Alarm kommen, rückt das Team dort mit Schutzanzügen aus. Sie klären ab, wie wahrscheinlich es ist, dass der Passagier wirklich infiziert ist. Sollte das der Fall sein, wird der Patient so schnell wie möglich auf die Sonderisolierstation des Schwabinger Krankenhauses gebracht. Nun müssen auch die anderen Passagieren informiert, beruhigt und aufgeklärt sowie der Flieger desinfiziert werden. Die Einsatztruppe ist jederzeit für den Ernstfall vorbereitet und hat Einsatzpläne mit denen sie das komplexe Management übernehmen können, falls ein Verdacht auftreten sollte.

Aus den vergangenen Jahren könne man viel lernen und "die Task Force für zukünftige Pandemien fit machen", sagt Martin Hoch. (Foto: Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit)

Während der Pandemie habe für die Task Force fast nur Infektionsschutz stattgefunden, erzählt Höper. Das sei nicht nur Corona gewesen, sondern auch Tuberkulose, Hepatitis et cetera. Jetzt sei auch wieder Zeit, sich um andere Dinge zu kümmern. In Memmingen sei man beispielsweise dabei, die Begehung einer Behinderteneinrichtung zu planen. Das Gesundheitsamt glaubt, dass es dort Probleme mit der Hygiene und den Abläufen gibt. Außerdem finden immer wieder Schulungen und Übungen für das Personal statt und man müsse Anfragen von Presse und Ministerien bearbeiten. Die Pandemie beschäftigt die Task Force noch insofern, als dass sie Abschlussberichte und Gutachten dazu erstellt. Aus den vergangenen Jahren könne man viel lernen und "die Task Force für zukünftige Pandemien fit machen", sagt Hoch.

Ein größeres Projekt, das die Task Force derzeit beschäftigt, ist das Mückenmonitoring. In ganz Bayern wurden Mückenfallen aufgestellt, so auch an der A7 an der Raststätte Allgäuer Tor. Das Memminger Team leert die Falle wöchentlich. Sie schauen, ob nicht exotische Mückenarten mit Autos oder Lastwagen über die Grenze gereist sind. Sollte man fündig werden, könne man weitere Maßnahmen planen, um die Ausbreitung und Ansiedlung zu verhindern, erklärt Höper.

Speziell achte man dabei auch darauf, inwieweit sich die Asiatische Tigermücke in Bayern ausbreitet. Am Gardasee hatte es Fälle des Dengue-Fiebers gegeben, das von dieser Mückenart übertragen wird. Die Task Force hat sie in Bayern beispielsweise in Fallen in Würzburg gefunden. Die Überträger von tropischen Krankheiten seien ein Zukunftsthema der Infektiologie, sagt Hoch, der das Mückenmonitoring leitet.

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