Oberammergau:Passionsproben in kleinster Runde

Lesezeit: 1 min

Noch heißt es, man plane mit einer Premiere der Passion am 16. Mai 2020. Dieses Datum zu halten wird allerdings wird immer unwahrscheinlicher. Wegen des Coronavirus wird in Oberammergau von jetzt an nur noch in kleinen Gruppen geprobt. Außerdem sind die derzeit stattfindenden Fotoaufnahmen zu einem Bildband abgebrochen. Vergangene Woche hatte die Gemeinde in Abstimmung mit Spielleiter Christian Stückl entschieden, auf sogenannte Volksproben zu verzichten. "Wir wissen nicht, was morgen, übermorgen ist", sagt Stückl. Momentan gilt auch für Oberammergau, dass bis 19. April keine Großveranstaltungen stattfinden dürfen. Man passe das weitere Vorgehen an, falls weitere Einschränkungen von der Staatsregierung kämen. Gemeinde und Passions-Verantwortliche spielen aktuell verschiedene Notfall-Szenarien durch, beispielsweise eine Verschiebung der Premiere um ein, zwei Monate, oder gar der ganzen Passion.

Die Passionsspiele finden seit 1634 statt und gehen auf ein Gelöbnis zurück, welches Oberammergau von der damals grassierenden Pest heilen sollte. Sie finden nur alle zehn Jahre statt, 2020 wäre die 42. Ausgabe. Bei der diesjährigen Passion werden eine halbe Million Zuschauer erwartet, viele davon aus dem Ausland. Aus dem 5000-Einwohner großen Dorf sind außerdem knapp die Hälfte vor oder hinter der Bühne am Entstehen der Produktion beteiligt. Zwar ist die Passion 2020 erstmalig versichert, der Schaden wäre auch in Oberammergau enorm, sollten die Spiele nicht wie geplant stattfinden. Hotels und Gasthäuser rechnen mit rund 31 Millionen Euro Gewinn durch die Besucher, das Dorf plant und lebt von und mit der Passion, auch die Passionstheater GmbH beschäftigt zahlreiche Menschen. Seit mehr als zwei Jahren wird an Kostümen und Bühnenbild gearbeitet, die Spieler erfuhren bereits im Oktober 2018 von ihren Rollen und bereiten sich intensiv vor. Eine Verschiebung wäre eine gigantische Enttäuschung. "Ich hab ein Loch im Bauch von dem ich nicht weiß, wo es anfängt und wo es aufhört", sagt Christian Stückl. Sprecher Frederik Mayet versichert: "Wir haben eine praktisch fertige Produktion. Eine Premiere der Passion wird stattfinden." An diesem Montag treffen sich die Passions-Verantwortlichen mit dem Gemeinderat.

© SZ vom 16.03.2020 / clu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: