Nürnberg:Willy Brandt bleibt SPD treu

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Neumitglied mit prominentem Namen will sich engagieren

Interview von Claudia Henzler, Nürnberg

So schnell er auch verpufft sein mag, hat der Schulz-Effekt der SPD doch einige neue Mitglieder beschert. In Nürnberg konnte die Parteispitze in diesem Jahr schon 120 neue Parteibücher weiterreichen. Eines davon war auf einen Namen ausgestellt, der vielen Sozialdemokraten Tränen in die Augen treibt: den eines früheren Kanzlers, SPD-Parteivorsitzenden und Nobelpreisträgers. Willy Brandt spricht über seine Erwartungen und den prominenten Namen.

SZ: Sie sind erst vor wenigen Monaten in die SPD eingetreten. Damals war Martin Schulz gerade erst Parteivorsitzender geworden, die SPD war hoffnungsfroh. Jetzt hat sie bei der Bundestagswahl in Bayern nur gut 15 Prozent erreicht. Werden Sie nach diesem Ergebnis wieder austreten?

Willy Brandt: Nein, definitiv nicht. Für mich ist das ein Zeichen, dass noch mehr gemacht werden muss, auch von der Basis.

Wie wollen Sie sich einbringen?

Ich bin bei den Jusos aktiv, wir treffen uns jede Woche, sofern es die Arbeit zulässt. Und jetzt vor der Wahl hatten wir natürlich jede Menge Infostände.

Wie konnten Sie mit diesem Namen eigentlich 23 Jahre alt werden, ohne SPD-Mitglied zu sein?

Tatsächlich wollte ich mich schon als Jugendlicher politisch engagieren, doch das hätte zeitlich nicht geklappt. Wenn, dann wollte ich auch aktiv sein. Zur SPD hat es mich allerdings schon immer hingezogen.

Wie war das, als Willy Brandt bei der SPD einen Mitgliedsantrag einreichte?

Ich war im Mai in Berlin und bin ins Willy-Brandt-Haus gegangen. Ich dachte mir: wenn schon, dann hier. Man kann dort einen Mitgliedsantrag ausfüllen und abgeben. Der Name ist da gar nicht aufgefallen.

In Nürnberg fiel er dann aber auf. Da hat Parteichef Thorsten Brehm gleich einen Fototermin anberaumt, um dem Neumitglied mit dem prominenten Namen das Parteibuch zu überreichen. Wie oft werden Sie auf Ihren Namen angesprochen?

Eigentlich immer, sobald ich jemanden kennenlerne.

Wie sehen diese Reaktionen aus?

Viele fragen, ob ich sie auf den Arm nehme oder ob das nur ein Spitzname ist.

Und wie kam es wirklich dazu: Sind Ihre Eltern begeisterte Sozialdemokraten oder Fans von Willy Brandt?

Sie waren tatsächlich begeistert vom früheren Kanzler. Meine Eltern sind Spätaussiedler und kamen Anfang der Neunzigerjahre aus Kasachstan nach Deutschland. Weil ich hier in Deutschland geboren wurde, wollten sie mir einen deutschen Vornamen geben - und da sind sie auf Willy gekommen.

© SZ vom 28.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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