Nürnberg:Verfahren gegen KZ-Wächter eingestellt

Das Ermittlungsverfahren gegen einen 92 Jahre alten mutmaßlichen ehemaligen KZ-Wachmann aus Mittelfranken ist eingestellt worden. Ein Gutachten habe ergeben, dass der Mann dauerhaft verhandlungsunfähig sei, sagte die Nürnberger Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke. Die Behörde hatte gegen den Mann aus dem Landkreis Neustadt an der Aisch/Bad Windsheim wegen Beteiligung an Verbrechen als Wachmann in Auschwitz-Birkenau und in Majdanek-Lublin ermittelt. Der Vorwurf lautete Beihilfe zum Mord in einer unbekannten Zahl von Fällen. Der 92-Jährige hatte angegeben, er sei erst Ende 1944 nach Auschwitz gekommen, als es dort keine Tötungen mehr gegeben habe. Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee dort etwa 7000 Gefangene. In dem bei Krakau gelegenen Lager wurden im Zweiten Weltkrieg mehr als eine Million Menschen ermordet, zumeist Juden. In Majdanek sollen mindestens 78 000 Menschen umgebracht worden sein. Zu seiner Zeit dort konnte der 92-Jährige nicht befragt werden. Der frühere SS-Mann Oskar Gröning, 94, wurde am Mittwoch vom Landgericht Lüneburg wegen Beihilfe zum Mord in 300 000 Fällen in Auschwitz zu vier Jahren Haft verurteilt. Prozesse gegen frühere KZ-Beschäftigte gibt es nur noch selten. Zuletzt wurde 2011 der 91-jährige John Demjanjuk wegen Beihilfe zum Mord an 28 000 Juden im Lager Sobibor zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Noch bevor das Urteil rechtskräftig wurde, starb er 2012 in einem Pflegeheim.

© SZ vom 16.07.2015 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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