Nürnberg:"Thor Steinar" muss ausziehen

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Nächste Niederlage für "Thor Steinar": Die bei Neonazis beliebte Bekleidungsmarke muss ihren Laden in der Nürnberger Innenstadt schließen.

Olaf Przybilla

Die Modemarke "Thor Steinar" wird vom Jahr 2011 an nicht mehr in der Nürnberger Innenstadt zu kaufen sein. Die Marke gilt als Erkennungszeichen von Rechtsradikalen, verkauft wird sie im Zentrum Nürnbergs seit Oktober 2008 in einem "Tönsberg-Laden".

Modemarke "Thor Steinar": Das Label gilt als Erkennungszeichen von Rechtsradikalen. (Foto: dpa)

Die Eröffnung des Geschäfts gleich gegenüber dem Gewerkschaftshaus hatte eine Welle des Protestes in Nürnberg ausgelöst. Die Gewerkschaft Verdi hatte in den vergangenen zwei Jahren insgesamt 100 Kundgebungen und Mahnwachen gegen den Laden organisiert. Auch der Vermieter des Geschäftes hatte gegen den Mieter geklagt, er sei nicht hinreichend über die Marke informiert gewesen. Vor der Entscheidung des Nürnberger Oberlandesgerichtes (OLG) haben sich die beiden Streitparteien nun auf einen Vergleich geeinigt. Der Mietvertrag endet mit dem Ende des Jahres.

Man habe zuletzt fest mit der Aufgabe von "Thor Steinar" gerechnet, sagt Ulli Schneeweiß, stellvertretender Bezirksgeschäftsführer von Verdi. Schließlich habe man beobachten können, dass den Laden kaum noch Käufer betreten hätten, die "nicht der rechtsradikalen Szene angehören". Die Informationsveranstaltungen vor dem Geschäft hätten ihre Wirkung offenkundig nicht verfehlt. Auch Rüdiger Ramke, Anwalt des Vermieters, zeigte sich erleichtert. Sein Mandant, ein Nürnberger Architekt, sei "beileibe nicht stolz auf seine Mieter" gewesen. Im Oktober 2008 sei dem Vermieter die Modemarke noch kein Begriff gewesen, vielmehr habe er geglaubt, es handele sich um normale "Outdoor-Bekleidung".

Die Marke "Thor Steinar" war zuletzt immer wieder in die Schlagzeilen geraten, zweimal war Nürnberg der Schauplatz des Geschehens. Im August hat das Landgericht Nürnberg entschieden, dass das Satire-Label "Storch Heinar" weiterhin vertrieben werden darf. Die Produzenten von "Thor Steinar" hatten dagegen geklagt, sie sahen ihre Markenrechte verletzt. Im April hatte ein 24-jähriger Neonazi einen 17-jährigen Deutsch-Kurden in der Nürnberger U-Bahn ins Koma getreten. Der 17-Jährige soll sich zuvor abfällig über ein "Thor Steinar"-Label auf der Tasche der Begleiterin des Neonazis geäußert haben.

© SZ vom 04.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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