Nürnberg:Prinovis macht dicht

Lesezeit: 1 min

Weil Aufträge ausbleiben, verlieren 900 Menschen in der Großdruckerei ihre Jobs

Der letzte Otto-Katalog ist im November 2018 in Druck gegangen. Ikea lässt merklich weniger Exemplare seines Möbel-Kataloges drucken, und die ADAC- Motorwelt soll von 2020 an weitgehend digital erscheinen - und nur noch ein Bruchteil ihrer Auflage von bislang 20 Millionen Exemplaren auf Papier. Eine Hiobsbotschaft nach der anderen für die Druckereifirma Prinovis. Angesichts der insgesamt drastisch weggebrochenen Aufträge zieht der Mutterkonzern Bertelsmann die Reißleine. Der Nürnberger Prinovis-Standort wird zum 30. April 2021 geschlossen. Mehr als 900 Menschen verlieren dort ihre Arbeitsplätze.

Das gab der Medienkonzern an seinem Sitz in Gütersloh bekannt. Vorstandschef Thomas Rabe begründete die Entscheidung damit, dass die Tiefdrucksparte zuletzt angesichts von sinkenden Aufträgen Verluste geschrieben habe. Gestiegene Papier- und Farbkosten hätten die Lage zusätzlich verschärft; zudem gebe es am Tiefdruckmarkt Überkapazitäten.

"Mit Rücksicht auf die Mitarbeiter reden wir aber über eine lange Übergangszeit", sagte Rabe der Deutschen Presseagentur. "Für den Standort Nürnberg gibt es bis 2020 eine Beschäftigungssicherung." Ein Sozialplan werde vom Bertelsmann-Konzern finanziert, weil die Druckerei das "von sich aus nicht stemmen" könne. Gestrichen werden in Nürnberg 670 feste Arbeitsplätze, sowie etwa 250 Stellen von Zeitarbeitern.

Kritik an der Entscheidung kam als erstes von der Nürnberger SPD. Ihr Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl, Thorsten Brehm, sprach von einem "harten Schlag". Schließlich hätten die Beschäftigten in den vergangenen Jahren sogar auf Lohn verzichtet, um den Standort zu sichern. Die Entscheidung von Bertelsmann sei "nicht nachzuvollziehen", so Brehm. "Jetzt muss die Konzernleitung zumindest Verantwortung übernehmen und dafür Sorge tragen, dass die vielen langjährigen Beschäftigten weiterqualifiziert werden und wieder eine Jobperspektive bekommen."

© SZ vom 11.04.2019 / urit - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: