Nürnberg:Pflegekräfte gehen auf die Straße

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Mahnende Worte: Viele der in Nürnberg protestierenden Pflegekräfte sind sauer auf die Politik. (Foto: dpa)

Gesundheitsministerin Melanie Ministerin Huml will gegen Überlastung in Heimen vorgehen

Trotz aller Gegenströmungen aus den Wohlfahrtsverbänden will Pflegeministerin Melanie Huml (CSU) an ihrem Kurs festhalten, die Nachtbesetzung in den Heimen zu verbessern. "Pflegebedürftige müssen auch in der Nacht angemessen versorgt werden", sagte die Ministerin am Dienstag vor mehr als 600 Pflegekräften, die in der Nürnberger Innenstadt für bessere Arbeitsbedingungen protestiert hatten. In der Nacht, so betonte die Ministerin, müsse künftig mindestens eine Pflegekraft für 30 bis maximal 40 Heimbewohner anwesend sein. "Das ist auch wichtig, um eine Überlastung von Pflegekräften zu vermeiden", sagte Huml.

Bevor die Ministerin das Wort ergriffen hatte, waren die Pflegekräfte - vornehmlich aus Franken - in einem Protestmarsch durch die Nürnberger Innenstadt gezogen. Nach Angaben der Polizei verlief die Veranstaltung "ruhig und störungsfrei". Auf den Transparenten forderten die Teilnehmer des Protestzuges: "Wir brauchen mehr Geld in der Pflege", "Wir brauchen mehr Zeit in der Pflege" oder: "Wir brauchen mehr Kolleginnen". Eine der Teilnehmerinnen, die 35-jährige Carmen Krella, die als Pflegedienstleitung in Nürnberg tätig ist, sagte auf Nachfrage: Die Öffentlichkeit müsse endlich auf die Probleme bei der Betreuung alter Menschen aufmerksam werden. Deshalb gehe sie auf die Straße: "Die Pflege muss sich viel mehr zeigen", sagte sie. Eines der Hauptprobleme: "Wir haben immer mehr bürokratische Aufgaben zu erledigen, und das ist alles Zeit, die uns bei der Betreuung der alten Menschen abgeht." Es sei ohnehin "anstrengend", die vielen Bewohner zu versorgen.

Ministerin Huml schloss sich wesentlichen Forderungen der Pflegekräfte an. "Ich setze mich dafür ein, die Dokumentationspflichten in der Pflege auf das Notwendigste zu verringern", sagte sie. Und: "Wir brauchen in der Pflege mehr Zeit für die Arbeit am Menschen." Aus Sicht der Landtagsopposition ist das zu wenig: "Es ist unverständlich, dass die CSU-Staatsregierung tatenlos zuschaut, wie das Pflegesystem langsam, aber sicher kollabiert", sagte Doris Rauscher, die pflegepolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion in München. Die Ministerin dürfe "nicht länger nur reden", sie müsse auch tätig werden.

Zum Tag der Internationalen Pflege hatte die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in der Nürnberger Meistersingerhalle ihrerseits zur Fachtagung "Brennpunkt Pflege" geladen. Der AWO-Landesvorsitzende Thomas Beyer forderte in einem Memorandum, in der Pflege künftig mehr Rücksicht auf die kulturbedingten Bedürfnisse von Emigranten zu nehmen. Nach Ethnien getrennte Pflegestationen lehnte er indessen ab.

© SZ vom 13.05.2015 / dm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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