Nürnberg:Nastrowje

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So viel Fläche wie noch nie hat die Messe Nürnberg, hier der Eingangsbereich, im vergangenen Jahr vermietet. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Andere Veranstalter verlassen Moskau, die Messe Nürnberg plant eine Getränkeausstellung. Eine mutige Entscheidung

Von Katja Auer, Nürnberg

Die Geschäftsführer haben extra in die neue Halle 3 A geladen, weil die so schön ist und so innovativ. "Es gibt wohl im Moment weltweit keine modernere Messehalle", sagte Roland Fleck. Der passende Ort also, um die guten Zahlen der NürnbergMesse für das Jahr 2014 vorzustellen. Die Halle sei ein Symbol für die gute Entwicklung der Messe, sagte Fleck. Einen Umsatzrekord kann er zwar nicht verkünden, bislang war das Jahr 2012 mit 236 Millionen Euro nicht zu toppen. Aber 2014 steht immerhin an zweiter Stelle mit 229 Millionen Euro. Im Vergleich zu 2012 fehlte im vergangenen Jahr die wichtige Verpackungsmesse FachPack, die jedes dritte Jahr pausiert. 2016 erwartet Fleck wieder eine Steigerung. In dem Jahr finden alle bedeutenden Veranstaltungen statt. Rekorde sind nur in geraden Jahren zu erwarten. Die ungeraden sind traditionell schwächere, weil wichtige Messen aussetzen.

Einen Superlativ gibt es doch für das vergangenen Jahr. 2014 sei das "flächenstärkste Jahr" gewesen, sagte Fleck, das heißt, noch nie wurde so viel Ausstellungsfläche vermietet. Fast eine Million Quadratmeter, die fehlenden 6000 will Fleck im nächsten Jahr noch draufpacken.

Die Messe Nürnberg habe sich besser entwickelt als der Branchendurchschnitt, sagte Fleck, sie gehört zu den wenigen deutschen Messegesellschaften, die Gewinne erzielen und nicht subventioniert werden müssen. 2014 blieb ein Jahresüberschuss von 8,2 Millionen Euro. Der Gewinn im Doppeljahr 2013/2014 lag nach Flecks Angaben bei saldiert drei Millionen Euro - nach 4,6 Millionen in den Jahren 2011/2012. Der Rückgang hängt aber auch mit den Investitionen in die neue Halle zusammen. Profitiert habe die Messe auch von der "sicherheitspolitischen Großwetterlage", sagte Fleck. So sei die "Enforce Tac", eine Messe für die Ausstattung von Polizei und Behörden, stark gewachsen. 75 Prozent mehr Ausstellungsfläche habe die Veranstaltung 2014 gebraucht.

Auch das erste Halbjahr 2015 sei gut angelaufen, trotz Bahn- und Pilotenstreik seien die Fachbesucher und Aussteller wieder mehr geworden. Immer mehr Gäste kommen aus dem Ausland und auch die Messe ist international. Es gibt fünf Tochtergesellschaften in China, Brasilien, Indien, Italien sowie in Nordamerika und seit dem vergangenem Jahr auch eine Niederlassung in Österreich.

Künftig will sich die NürnbergMesse auch in Russland probieren, sagte Co-Geschäftsführer Peter Ottmann: "Das ist in der jetzigen Situation eine mutige Entscheidung." Denn seit der Ukraine-Krise laufen die Geschäfte vieler deutscher Unternehmen mit Russland nicht mehr gut, außerdem bestehen anti-deutsche Ressentiments. Viele Messeveranstalter verließen das Land gerade, die Nürnberger agieren antizyklisch. "Wir würden das nicht machen, wenn uns die Industrie nicht den Rücken gestärkt hätte", sagte Ottmann. Der Markt in Russland drohe verloren zu gehen, dem will die Messe entgegensteuern. So soll erstmals im Oktober in Moskau eine Messe für Getränketechnologie stattfinden. Noch nicht sehr groß, 50 Aussteller und höchstens 2500 Besucher, schätzt Ottmann. Aber man wolle der Entwicklung nicht tatenlos zusehen. Wie es nach der "Braubeviale Moskau" weitergeht, müsse sich dann zeigen.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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