Nürnberg:Millionen veruntreut

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Vermögensverwalter der Fürstlich Castell'schen Bank vor Gericht

Er war bei einer der ältesten Privatbanken Deutschlands für bedeutende Kunden zuständig und soll diese um Millionen erleichtert haben. Als Bankberater verwaltete er in der Niederlassung Nürnberg der Fürstlich Castell'schen Bank Depots und kaufte Wertpapiere oder Gold. Doch statt das Vermögen seiner Kunden zu mehren, so wirft es ihm die Staatsanwaltschaft vor, soll der 52-jährige Mann über Jahre hinweg Geld von Anlegern veruntreut haben, insgesamt 6,8 Millionen Euro. Seit einem Jahr sitzt der frühere Vermögensverwalter in Untersuchungshaft. Am Mittwoch hat nun vor dem Landgericht Nürnberg der Prozess begonnen.

Der Angeklagte gab am ersten Verhandlungstag die ihm zur Last gelegten Taten zu. "Das ist alles richtig", kommentierte er die Anklageschrift. Auch wenn er für sich selbst einen sechsstelligen Betrag abgezweigt haben soll: Nach seiner Darstellung hat er vorwiegend aus uneigennützigen Motiven gehandelt. Ihm sei es darum gegangen, Kunden zufriedenzustellen und samt ihres Vermögens an die Bank zu binden, die er nach den Finanzkrisen von 2003 und 2008 unter Druck sah. Er habe sich in der Verantwortung gesehen, weil der Ertrag, den er aus dem verwalteten Vermögen generierte, nach seiner Wahrnehmung für das Geldhaus überlebenswichtig war. Bei dieser selbstauferlegten Rettungsmission habe er irgendwann den Überblick verloren. Im Nachhinein halte er sein Handeln selbst für "Schwachsinn".

Konkret soll der Bankberater versucht haben, einige für ihn besonders wichtige Kunden, deren Depots enorm an Wert verloren hatten, zu besänftigen. Erst durch den Verzicht auf Gebühren, später durch Ausgleichszahlungen und garantierte Zinsen, die er ohne Rücksprache mit der Bank zunächst aus eigener Tasche bezahlt habe, später dann mit dem Geld von 23 anderen Bankkunden, für die er fiktive Käufe tätigte. Diese Aktionen soll er durch gefälschte Briefe, Wertpapiere und Unterschriften verschleiert haben.

Für das komplexe Verfahren sind vierzehn weitere Termine angesetzt. Ein Urteil könnte Mitte Dezember fallen.

© SZ vom 18.10.2018 / henz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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