Nürnberg:Freispruch nach Feuertod einer Frau

Nach dem Feuertod einer 61-Jährigen in Nürnberg ist der Lebensgefährte der Frau vom Mordvorwurf freigesprochen worden. Das Landgericht Nürnberg-Fürth hielt es am Dienstag für möglich, dass sich die Frau Mitte Januar selbst das Leben genommen hat. Mit ihrem Urteil folgte die Kammer der Forderung der Verteidigung. Die Staatsanwaltschaft hatte dagegen auf lebenslange Haft für den 55-Jährigen plädiert. Nach Ansicht der Anklage hatte der Mann die Frau nach einem Streit mit Benzin übergossen und angezündet, um eine vorangegangene Körperverletzung zu vertuschen. Laut Obduktion lebte die Frau noch, als sie in Brand geriet.

In dem Indizienprozess konnte jedoch nicht bewiesen werden, dass die Frau getötet wurde. Daher entschied die Kammer im Zweifel für den Angeklagten. In einem anderen Verfahren war der 55-Jährige in erster Instanz wegen Körperverletzung an der 61-Jährigen verurteilt worden. In ihrer Urteilsbegründung zeichnete die Vorsitzende Richterin das Bild einer durch Gewalt und Alkoholprobleme geprägten Beziehung. Immer wieder sei die Polizei bei dem Paar gewesen. Auch die Nachbarn hätten oft Streit mitbekommen. "Geholfen hat der Frau niemand", sagte die Richterin. Am Tag der Tat sei der Sohn zu Besuch gewesen, den sie seit vier Jahren nicht mehr gesehen habe. Ihm habe die 61-Jährige erzählt, dass ihr Lebensgefährte sie schlägt - und trotzdem habe ihr Sohn sie wieder mit dem Mann allein gelassen. Die Kammer hält es für möglich, dass dies die Frau dazu brachte, sich selbst mit Benzin zu übergießen und anzuzünden.

© SZ vom 14.12.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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