Nürnberg:Bockbeinig

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Söder und der Fass-Anstich

Von Katja Auer, Nürnberg

In Nürnberg steht bekanntlich kein Hofbräuhaus, aber das ist so eine Kleinigkeit, die bald niemandem mehr auffallen wird, wenn Markus Söder noch ein paar Jahre den Heimatminister gibt. Inzwischen ist ein Ministerium in seiner Heimatstadt Nürnberg ganz normal und das Deutsche Museum expandiert auch bald nach Franken. An großen Feiertagen wird neben der Bayernfahne der Fränkische Rechen auf der Kaiserburg gehisst, die nach der aufwendigen Sanierung ohnehin beinahe so repräsentativ ist wie die Münchner Residenz. Und wenn sich schon das Hofbräuhaus selbst nicht nach Nürnberg verlagern lässt, weil es dann die Japaner nicht mehr finden, wird es doch dem Finanzminister als Chef dieser Einrichtung niemand verwehren, wenn er in Franken wenigstens ein Fass Bockbier ansticht.

Das hat er am Montagabend im Rittersaal der Burg zum dritten Mal gemacht, also darf die Tradition nun als gefestigt gelten. Der Kaiserbock, so heißt das in Nürnberg, ist das Pendant zum Maibock-Anstich im Hofbräuhaus, der sich inzwischen zu einer veritablen Konkurrenz zum Paulaner-Anstich am Nockherberg entwickelt hat. In Nürnberg spricht Kabarettist Wolfgang Krebs als Horst Seehofer und Edmund Stoiber. Und als Markus Söder, klar, ohne den Burgherren und Kronprinzen geht nichts mehr. Zu viele Witze über ihren Superminister mögen die Nürnberger aber nicht, zumindest jene, die an diesem Abend das mit auffallend vielen Trachtenjankern ausstaffierte Publikum bilden. Also bleibt Krebs dezent und lässt sein Söder-Ich nur ein wenig sinnieren darüber, dass er der richtige Nachfolger wäre. Nach Seehofers Schwächeanfall müsse schließlich jemand ohne eine Herzschwäche bereitstehen. "Ich habe bekanntlich keine Schwäche", sagt Söder-Krebs, "manche sagen, ich hab ned amal a Herz."

Selber sagt Söder auch was, eine gewisse kabarettistische Bösartigkeit hat er in den vergangenen Jahren perfektioniert. Aber dann bekomme er am nächsten Tag immer so viel Ärger im Kabinett, sagt er. Also beschränkt er sich auf sein Kernanliegen: Nur zwei Männer dürften am Oktoberfest ein Fass anstechen, sagt er. Der Münchner Oberbürgermeister und der Finanzminister. Der OB reiche die erste Maß dem Ministerpräsidenten, er selbst dürfe seine selber trinken. Wenngleich er mit der anderen Rolle auch leben könnte. Er ist einfach keiner für die leisen Töne.

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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