Neuer bayerischer Umweltminister Marcel Huber:Der Mann nach Söder

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Der Tierarzt Marcel Huber musste als Kultus-Staatssekretär viel Spott ertragen. Nun ist der CSU-Politiker neuer bayerischer Umweltminister - und in dem Amt angekommen, das wie maßgeschneidert für ihn ist. Dennoch warten auf den politischen Spätstarter etliche Bewährungsproben.

Christian Sebald

Natürlich haben sie Marcel Huber freudig empfangen. Schließlich kennen und schätzen sie im Umweltministerium ihren neuen Minister noch aus den Jahren 2007/2008, als er unter dem damaligen Ressortchef Otmar Bernhard Staatssekretär war.

Marcel Huber ist ein politischer Spätstarter. Nun ist er von der Staatskanzlei ins Umweltressort gewechselt, wo er schon einmal Staatssekretär war. Dort freut man sich auf die Zusammenarbeit mit dem fachkundigen Minister. (Foto: dpa)

Es gibt sogar Mitarbeiter, die sagen, dieses eine Jahr sei das beste gewesen, welches das Ministerium im feinen Münchner Stadtteil Bogenhausen seit langem erlebt habe. Und zwar nicht nur wegen der ruhigen und sachlichen Art, mit der Huber und Bernhard das Haus gelenkt hätten. Sondern weil sich beide richtig tief in die Materie eingearbeitet hätten, statt nach Themen zu schielen, mit denen sie in der Öffentlichkeit punkten könnten.

Tatsächlich ist der neue Umweltminister Marcel Huber nun in dem Amt angekommen, das wie maßgeschneidert für ihn ist. Denn der 53 Jahre alte Tierarzt aus Mühldorf am Inn ist einer der wenigen wirklich profilierten Umweltpolitiker der CSU. Das zeigte schon sein politisches Gesellenstück, das er im Sommer 2006 hingelegt hat.

Huber war damals erst knapp drei Jahre Landtagsabgeordneter, also beinahe noch Anfänger. Gleichwohl mischte er sich an vorderster Front in den Streit um die Agro-Gentechnik ein, der damals nicht nur Regierung und Opposition entzweite, sondern auch die Umweltverbände und immer mehr Bauern gegen die CSU aufbrachte.

Denn die CSU war eine der letzten Bastionen, die fest zur Agro-Gentechnik stand. Zwar war dem einen oder anderen Parteistrategen längst klar, dass die Partei ihre Position überdenken musste. Aber über die eine oder andere kritische Äußerung - vorzugsweise in Interviews - ging deren Kritik nie hinaus.

Diese Art Politik ist Hubers Sache nicht. Huber handelt. Der Landtags-Neuling setzte sich also mit den Hardlinern der Fraktion zusammen und erarbeitete in zähen Gesprächen ein Thesenpapier, in dem sich die Landtags-CSU zum ersten Mal überhaupt kritisch mit der Agro-Gentechnik auseinandersetzte. Von da an dauerte es nicht mehr lange, bis auch die gesamte Partei lautstark für ein agro-gentechnikfreies Bayern eintrat.

Und für Huber war es nur mehr eine Frage der Zeit, dass er Karriere machen würde. Dabei ist Huber ein politischer Spätstarter. Erst 2001 - mit 43 Jahren also - trat er in die CSU ein. Gleichwohl wählten ihn die Mühldorfer zwei Jahre später mit fulminanten 71,4 Prozent der Stimmen in den Landtag. 2008, als die CSU so desaströse Verluste einfuhr und die absolute Mehrheit verlor, holte Huber mit 54,1 Prozent sogar das beste Ergebnis in ganz Bayern.

Ministerpräsident Horst Seehofer wollte Huber denn auch zu seinem neuen Agrarminister machen, und für die Dauer einer Nacht hatte Huber das Amt bereits inne. Doch dann meuterten die Niederbayern in der CSU, sie sahen sich im Kabinett nicht ausreichend vertreten. Also wurde plötzlich Helmut Brunner Landwirtschaftsminister. Und Huber fand sich als Staatssekretär im Kultusministerium wieder.

Ein Tierarzt als Schul-Staatssekretär - natürlich musste Seehofer, aber auch Huber viel Spott ertragen. Doch Huber ist nicht nur ein ebenso sachlicher wie geschickter Verhandler, er ist auch sehr loyal. Er fügte sich klaglos in das Amt, stand auf Podiumsdiskussionen über die Schulverpflegung seinen Mann, eröffnete Physiksäle, sprach Rektoren Mut zu, wenn sie um die Zukunft ihrer Hauptschulen fürchteten, und nur ganz selten konnte man ihm anmerken, dass er nicht so recht heimisch wurde in seiner neuen Welt.

Die Belohnung für seine Treue kam bald. Als Seehofer im März dieses Jahres einen neuen Staatskanzleichef brauchte, berief er Huber in das Amt.

Und nun also Umwelt- und Gesundheitsminister. Völlig geräuschlos, wie es seine Art ist, hat Huber vor knapp einer Woche das Amt übernommen. Seine ersten öffentlichen Termine - einen Staatsempfang für prominente Persönlichkeiten, die sich um den Kampf gegen den Krebs verdient gemacht haben, und die Ehrung von Kindertagesstätten, die besonders viel Wert auf Umweltbildung legen - hat er so routiniert absolviert, als sei er nicht erst wenige Tage, sondern schon Jahre der zuständige Minister.

Die Erwartungen an Huber sind riesig - nicht nur wegen der Energiewende, die er maßgeblich voranbringen muss. Vielmehr droht die Energiewende - sehr zum Ärger sämtlicher Naturschutzverbände - inzwischen alle Umweltprobleme zu verdrängen, welche die Staatsregierung eigentlich längst schon angehen müsste. Da ist zum Beispiel der Flächenfraß, der auf 20 Hektar pro Tag angewachsen ist. Da ist das Artensterben, das von Jahr zu Jahr voranschreitet - obwohl sich der Freistaat fest vorgenommen hat, den Schwund zu stoppen.

Oder die Vermaisung der Landschaft, die inzwischen Ausmaße erreicht hat, dass Fachleuten ganz bange ist. Und was den Erhalt der freifließenden Donau anbelangt, sind viele Naturschützer enttäuscht, dass außer den markigen Ankündigungen von Hubers Vorgänger Markus Söder nichts vorangegangen ist.

Natürlich weiß Huber um all die Aufgaben und Erwartungen, vor denen er nun steht. Doch damit will er es genauso halten, wie er das schon als Umweltstaatssekretär getan hat. Er will nicht zu viel versprechen - und schon gar nicht öffentlich. Dafür will er handeln. Auch deshalb schätzen sie im Umweltministerium ihren neuen Minister so.

© SZ vom 10.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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